Ungekürztes Werk "Die Elixiere des Teufels" von E. T. A. Hoffmann (Seite 149)
die in düstern Hallen ihr Leben in hoffnungsloser Klage verjammern? Laß uns heiter und hell das Fest unserer Liebe feiern.« Francesko wurde von diesen Reden des Weibes verführt, und so geschah es, daß er mit den von sündigem, freveligem Leichtsinn befangenen Jünglingen, die sich seine Freunde nannten, noch an demselben Abende sein Hochzeitsfest mit dem fremden Weibe nach heidnischen Gebräuchen beging.
Es fand sich, daß das Weib eine Kiste mit Kleinodien und barem Gelde mitgebracht hatte, und Francesko lebte mit ihr, in sündlichen Genüssen schwelgend und seiner Kunst entsagend, lange Zeit hindurch. Das Weib fühlte sich schwanger und blühte nun erst immer herrlicher und herrlicher in leuchtender Schönheit auf, sie schien ganz und gar das erweckte Venusbild, und Francesko vermochte kaum, die üppige Lust seines Lebens zu ertragen.
Ein dumpfes, angstvolles Stöhnen weckte in einer Nacht den Francesko aus dem Schlafe; als er erschrocken aufsprang und mit der Leuchte in der Hand nach seinem Weibe sah, hatte sie ihm ein Knäblein geboren. Schnell mußten die Diener eilen, um Wehmutter und Arzt herbeizurufen. Francesko nahm das Kind von dem Schoße der Mutter, aber in demselben Augenblick stieß das Weib einen entsetzlichen, durchdringenden Schrei aus und krümmte sich, wie von gewaltigen Fäusten gepackt, zusammen. Die Wehmutter kam mit ihrer Dienerin, ihr folgte der Arzt; als sie nun aber dem Weibe Hilfe leisten wollten, schauderten sie entsetzt zurück, denn das Weib war zum Tode erstarrt, Hals und Brust durch blaue, garstige Flecke verunstaltet, und statt des jungen schönen Gesichts erblickten sie ein gräßlich verzerrtes runzliges Gesicht mit offnen herausstarrenden Augen. Auf das Geschrei, das die beiden Weiber erhoben, liefen die Nachbarsleute hinzu, man hatte von jeher von dem fremden Weibe allerlei Seltsames gesprochen; die üppige Lebensart, die sie mit Francesko führte, war allen ein Greuel gewesen, und es stand daran, daß man ihr sündhaftes Beisammensein ohne priesterliche Einsegnung den geistlichen Gerichten anzeigen wollte. Nun, als sie die gräßlich entstellte Tote sahen, war es allen gewiß, daß sie im Bündnis mit dem Teufel gelebt, der sich jetzt ihrer bemächtigt habe. Ihre Schönheit war nur ein lügnerisches Trugbild verdammter Zauberei gewesen. Alle Leute, die gekommen, flohen erschreckt von dannen, keiner mochte die Tote anrühren. Francesko wußte nun wohl, mit wem er es zu tun gehabt hatte, und es bemächtigte sich seiner eine entsetzliche Angst. Alle seine Frevel standen ihm vor Augen, und das Strafgericht des Herrn begann schon hier auf Erden, da die Flammen der Hölle in seinem Innern aufloderten.
Des andern Tages kam ein Abgeordneter des geistlichen Gerichts mit den Häschern und wollte den Francesko verhaften, da erwachte aber sein Mut und stolzer Sinn, er ergriff seinen Stoßdegen, machte sich Platz und entrann. Eine gute Strecke von Rom fand er eine Höhle, in die er sich ermüdet und ermattet verbarg. Ohne sich dessen deutlich bewußt zu sein, hatte er das neugeborne Knäblein in den Mantel gewickelt und mit sich genommen. Voll wilden Ingrimms wollte er das von dem teuflischen Weibe ihm geborne Kind an den Steinen zerschmettern, aber indem er es in die Höhe hob, stieß es