Biographie Peter Weiss (Seite 8)
Auch dieses Werk wird sehr unterschiedlich rezipiert. Während es in der Bundesrepublik für die undogmatische Linke schnell zu einem Kultbuch wird - Gerhard Scheit nennt es treffend „den letzten gemeinsamen Nenner" der Linken -, verkennt der institutionalisierte Kulturbetrieb lange Zeit die Bedeutung der Trilogie (etwa Fritz J. Raddatz in seinen Rezensionen in der ZEIT). Vor allem aber wird das Buch als Peter Weiss' eigene „Wunschbiographie" verstanden und damit die kritische Seite des Textes ausgeblendet.
In der DDR kommt es zu keiner nennenswerten Rezeption. Erneut sieht sich Peter Weiss dem Vorwurf ausgesetzt, sein Werk stünde nicht in Übereinstimmung mit der offiziell gültigen Geschichtsschreibung der SED.
Anfang der 1980er Jahre erscheinen die „Notizbücher 1971-1980" (1981) und „Notizbücher 1960-1971" (1982). Neben Anmerkungen zum Fortschritt seiner literarischen Arbeit finden sich dort Prosaentwürfe, theoretische Überlegungen sowie politische Reflexionen. Die Notizen geben einen authentischen Einblick in den Schaffensprozess des Autors, zugleich stellen sie ein fast bis zur Entblößung gehendes Selbstportrait des Autors dar. Ähnlich steht es um den Text „Rekonvaleszenz" (posthum 1991), autobiographische Notizen, in denen er eine innere Krise zwischen August und Dezember 1970 beschreibt, die ihn „bis an die Grenzlinie" des Todes führte.
1982 wird das Theaterstück „Der neue Prozess", eine Adaption von Kafkas „Der Prozess", in Stockholm uraufgeführt, der Autor führt selbst Regie. Bereits 1975 hatte Weiss sich mit der Thematik beschäftigt, das Stück war aber damals in Bremen am Theater durchgefallen. Auch die 1982er Version wird kein Publikumserfolg.
Am 10. Mai 1982 stirbt Peter Weiss im Alter von 65 Jahren in Stockholm. Trotz zahlreicher Kritik an einzelnen Büchern hat sich der Autor einen festen Platz in der deutschen Literaturlandschaft erarbeitet. Sein Werk wird mehrfach ausgezeichnet, 1963 mit dem Schweizer Charles-Veillon-Literaturpreis, 1965 erhält er den Lessing-Preis der Stadt Hamburg, 1966 den Heinrich-Mann-Preis der Deutschen Akademie der Künste der DDR und 1982 posthum den Georg-Büchner-Preis. Seit 1992 vergibt die Stadt Bochum alle zwei Jahre den Peter-Weiss-Preis für Literatur.
Dr. Gregor Ohlerich