Ungekürzter Text "Dantons Tod" von Georg Büchner (Seite 25)

III, 8

Ein Zimmer

Fouquier, Amar, Vouland.

FOUQUIER. Ich weiß nicht mehr, was ich antworten soll, sie fordern eine Commission.

AMAR. Wir haben die Schurken, da hast du was du verlangst.

Er überreicht Fouquier ein Papier.

VOULAND. Das wird sie zufrieden stellen.

FOUQUIER. Wahrhaftig, das hatten wir nöthig.

AMAR. Nun mache, daß wir und sie die Sache vom Hals bekommen.

 

III, 9

Das Revolutionstribunal

DANTON. Die Republik ist in Gefahr und er hat keine Instruction! Wir appelliren an das Volk, meine Stimme ist noch stark genug um den Decemvirn die Leichenrede zu halten.

Ich wiederhole es, wir verlangen eine Commission, wir haben wichtige Entdeckungen zu machen. Ich werde mich in die Citadelle der Vernunft zurückziehen, ich werde mit der Kanone der Wahrheit hervorbrechen und meine Feinde zermalmen. Zeichen des Beifalls.

Fouquier, Amar, Vouland treten ein.

FOUQUIER. Ruhe im Namen der Republik, Achtung dem Gesetz. Der Convent beschließt:

In Betracht daß in den Gefängnissen sich Spuren von Meutereien zeigen, in Betracht daß Dantons und Camilles Weiber Geld unter das Volk werfen und daß der General Dillon ausbrechen und sich an die Spitze der Empörer stellen soll um die Angeklagten zu befreien, in Betracht endlich, daß dieße selbst unruhige Auftritte herbeyzuführen sich bemüht und das Tribunal zu beleidigen versucht haben, wird das Tribunal ermächtigt die Untersuchung ohne Unterbrechung fortzusetzen und jeden Angeklagten, der die dem Gesetze schuldige Ehrfurcht außer Augen setzen sollte, von den Debatten auszuschließen.

DANTON. Ich frage die Anwesenden, ob wir dem Tribunal, dem Volke oder dem Nationalconvent Hohn gesprochen haben?

VIELE STIMMEN. Nein! Nein!

CAMILLE. Die Elenden, sie wollen meine Lucile morden!

DANTON. Eines Tages wird man die Wahrheit erkennen. Ich sehe großes Unglück über Frankreich hereinbrechen. Das ist die Dictatur, sie hat ihren Schleier zerrissen, sie trägt die Stirne hoch, sie schreitet über unsere Leichen. Auf Amar und Vouland deutend. Seht da die feigen Mörder, seht da die Raben des Wohlfahrtsausschusses!

Ich klage Robespierre, St. Just und ihre Henker des Hochverraths an.

Sie wollen die Republik im Blut ersticken. Die Gleisen der Guillotinenkarren sind die Heerstraßen, auf welchen die Fremden in das Herz des Vaterlandes dringen sollen.

Wie lange sollen die Fußstapfen der Freiheit Gräber seyn? Ihr wollt Brod und sie werfen euch Köpfe hin. Ihr durstet und sie machen euch das Blut von den Stufen der Guillotine lecken.

Heftige Bewegung unter den Zuhörern, Geschrei des Beyfalls.

VIELE STIMMEN. Es lebe Danton, nieder mit den Decemvirn!

Die Gefangnen werden mit Gewalt hinausgeführt.

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