Ungekürzter Text "Dantons Tod" von Georg Büchner (Seite 27)

VIERTER ACT

IV, 1

Ein Zimmer

Julie, ein Knabe.

JULIE. Es ist aus. Sie zitterten vor ihm. Sie tödten ihn aus Furcht. Geh! ich habe ihn zum Letztenmal gesehen, sag' ihm ich könne ihn nicht so sehen.

Sie giebt ihm eine Locke.

Da, bring ihm das und sag' ihm er würde nicht allein gehn. Er versteht mich schon und dann schnell zurück, ich will seine Blicke aus deinen Augen lesen.

 

IV, 2

Eine Straße

Dumas, ein Bürger.

BÜRGER. Wie kann man nach einem solchen Verhör soviel Unglückliche zum Tod verurtheilen?

DUMAS. Das ist in der That außerordentlich, aber die Revolutionsmänner haben einen Sinn, der andern Menschen fehlt, und dießer Sinn trügt sie nie.

BÜRGER. Das ist der Sinn des Tiegers. – Du hast ein Weib.

DUMAS. Ich werde bald eins gehabt haben.

BÜRGER. So ist es denn wahr!

DUMAS. Das Revolutionstribunal wird unsere Ehescheidung aussprechen, die Guillotine wird uns von Tisch und Bett trennen.

BÜRGER. Du bist ein Ungeheuer!

DUMAS. Schwachkopf! du bewunderst Brutus?

BÜRGER. Von ganzer Seele.

DUMAS. Muß man denn gerade römischer Consul seyn und sein Haupt mit der Toga verhüllen können um sein Liebstes dem Vaterlande zu opfern? Ich werde mir die Augen mit dem Aermel meines rothen Fracks abwischen, das ist der ganze Unterschied.

BÜRGER. Das ist entsetzlich.

DUMAS. Geh, du begreifst mich nicht. Sie gehen ab.

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