Ungekürztes Werk "Leonce und Lena" von Georg Büchner (Seite 17)

II. ACT

Wie ist mir eine Stimme erklungen im tiefsten Innern,

Und hat [Satz bricht ab]

Steh auf in deinem weißen Kleid u. schwebe durch die Nacht u. sprich zur Leiche steh auf und wandle.

LENA. Die heiligen Lippen, die so sprachen, sind längst Staub.

LEONCE. O nein,

 

VAL. Heirathen?

PRINZ. Das heißt Leben u. Liebe eins seyn lassen, daß die Liebe das Leben ist, und das Leben die Liebe. Weißt du auch Valerio, daß auch der Geringste so groß ist, daß das menschliche Leben viel zu kurz ist um ihn lieben zu können? Und dann kann ich doch den Leuten das Vergnügen gönnen, die meinen daß nichts so schön und heilig sey, daß sie es nicht noch schöner und heiliger machen müßten. Es liegt ein gewisser Genuß in d. Meinung, warum sollt' ich ihn ihnen nicht gönnen.

VAL. Ja, nur ich denke, daß der Wein noch lange kein Mensch ist und daß man ihn doch sein ganzes Leben lieben kann. Aber weiß sie auch wer Sie sind.

LEONCE. Sie weiß nur, daß sie mich liebt.

VALERIO. Und wissen Sie auch wer sie ist?

LEONCE. Dummkopf! Sie ist so Blume, daß sie kaum getauft seyn kann, eine geschlossne Knospe, noch ganz geschlossen vom Morgenthau u. d. Traum d. Nachtzeder.

VAL. Gut meinetwegen. Wie soll das gehn? Prinz, bin ich Minister, wenn Sie heute vor Ihrem Vater mit d. Unaussprechlichen, Namenlosen kopulirt werden?

LEONCE. Wie ist das möglich?

VAL. Das wird sich finden, bin ich's?

LEONCE. Mein Wort.

VAL. Danke. Kommen Sie.

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