Ausführliche Biographie Friedrich Dürrenmatt (1921 – 1990) (Seite 4)

Für Dürrenmatt ist die Welt ein Irrenhaus, eine "Tankstelle, an der das Rauchen nicht verboten ist". Deutlich wird sein Pessimismus anhand seiner Theorie von der „Unvorhersehbarkeit des Zufalls“, der zufolge auch die guten Absichten selbst einigermaßen verantwortungsbewusster Mitmenschen von vornherein zum Scheitern verurteilt sind. In seiner 1962 uraufgeführten, ebenfalls triumphal erfolgreichen Komödie Die Physiker hat der geniale Wissenschaftler Möbius die Weltformel entdeckt, will jedoch die Menschheit vor den verheerenden Folgen seiner Entdeckung bewahren. Die Möglichkeiten, die seine Erkenntnisse den Machthabern der Welt bieten, sind so bedrohlich, dass Möbius lieber den Irren spielt. Er lässt sich in eine psychiatrische Anstalt einweisen und vernichtet dort seine Unterlagen. Wie sich allerdings herausstellt, hat die Irrenärztin Mathilde von Zahnd – ihrerseits nun tatsächlich verrückt – die Formel gerettet und an sich genommen. Sie schickt sich nun an, die Weltherrschaft zu übernehmen. Möbius mag mit guten Absichten in die Heilanstalt gekommen sein, aber auch er ist ein Spielball jenes Zufalls, der sich bei Dürrenmatt immer gegen den glücklichen Ausgang der Geschichte entscheidet.

In den späten 60er und in den 70er Jahren arbeitet Dürrenmatt zeitweise hauptberuflich als Regisseur. Nach einem Herzinfarkt im Oktober 1969 ist er zunächst an der Neuen Schauspiel AG in Zürich tätig, später geht er nach Düsseldorf. Ununterbrochen überarbeitet er die eigenen Texte und inszeniert Wiederaufführungen seiner Stücke, etwa das bereits 1964 veröffentlichte Der Meteor, das 1978 in Wien einen spektakulären Erfolg feiert. Überhaupt wird Dürrenmatt mit Preisen überhäuft; zu den wichtigsten Auszeichnungen gehören der Georg-Büchner-Preis, der österreichische Staatspreis sowie die Ehrendoktorwürde in Philadelphia, Nizza und Jerusalem. Erst in den 80er Jahren lässt sein Erfolg nach. Obwohl das politische Weltgefüge sich zu verändern beginnt, variiert Dürrenmatt den Stil seiner Inszenierungen und Werke kaum und sieht sich dem Vorwurf ausgesetzt, er habe keine neuen Ideen mehr und wiederhole sich.

Seine Frau Lotte stirbt 1983. Dürrenmatt ist getroffen vom Verlust seiner langjährigen Gefährtin, heiratet aber im folgenden Jahr die Journalistin Charlotte Kerr. Das Paar führt eine kreative Beziehung, veröffentlicht einen gemeinsamen Film (Portrait eines Planeten) und das Theaterstück Rollenspiele. Am 14. Oktober 1990 stirbt Friedrich Dürrenmatt an einem Herzinfarkt in seinem Haus in Neuchâtel.

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