Ungekürztes Werk "Faust 2" von Johann Wolfgang Goethe (Seite 17)

ihn verführt,

In harzig Reis sich eingeschnürt,

Zu toben her mit Brüllgesang

Zu allerseitigem Untergang!

O Jugend, Jugend, wirst du nie

Der Freude reines Maß bezirken?

O Hoheit, Hoheit, wirst du nie

Vernünftig wie allmächtig wirken?

Schon geht der Wald in Flammen auf,

Sie züngeln leckend spitz hinauf

Zum holzverschränkten Deckenband:

Uns droht ein allgemeiner Brand!

Des Jammers Maß ist übervoll,

Ich weiß nicht, wer uns retten soll.

Ein Aschenhaufen einer Nacht

Liegt morgen reiche Kaiserpracht!

PLUTUS. Schrecken ist genug verbreitet,

Hülfe sei nun eingeleitet! –

Schlage, heilgen Stabs Gewalt,

Daß der Boden bebt und schallt!

Du geräumig-weite Luft,

Fülle dich mit kühlem Duft!

Zieht heran, umherzuschweifen,

Nebeldünste, schwangre Streifen,

Deckt ein flammendes Gewühl!

Rieselt, säuselt, Wölkchen kräuselt,

Schlüpfet wallend, leise dämpfet,

Löschend überall bekämpfet:

Ihr, die Lindernden, die Feuchten,

Wandelt in ein Wetterleuchten

Solcher eitlen Flamme Spiel! –

Drohen Geister, uns zu schädigen,

Soll sich die Magie betätigen.

 

Lustgarten

 

Morgensonne.

Der Kaiser, Hofleute. Faust, Mephistopheles, anständig,

nicht auffallend, nach Sitte gekleidet; beide knieen.

FAUST. Verzeihst du, Herr, das Flammengaukelspiel?

KAISER zum Aufstehn winkend.

Ich wünsche mir dergleichen Scherze viel. –

Auf einmal sah ich mich in glühnder Sphäre:

Es schien mir fast, als ob ich Pluto wäre.

Aus Nacht und Kohlen lag ein Felsengrund,

Von Flämmchen glühend. Dem und jenem Schlund

Aufwirbelten viel tausend wilde Flammen

Und flackerten in ein Gewölb zusammen.

Zum höchsten Dome züngelt es empor,

Der immer ward und immer sich verlor.

Durch fernen Raum gewundner Feuersäulen

Sah ich bewegt der Völker lange Zeilen;

Sie drängten sich im weiten Kreis heran

Und huldigten, wie sie es stets getan.

Von meinem Hof erkannt ich ein- und andern;

Ich schien ein Fürst von tausend Salamandern.

MEPHISTOPHELES. Das bist du, Herr! weil jedes Element

Die Majestät als unbedingt erkennt.

Gehorsam Feuer hast du nun erprobt;

Wirf dich ins Meer, wo es am wildsten tobt,

Und kaum betrittst du perlenreichen Grund,

So bildet wallend sich ein herrlich Rund,

Siehst auf und ab lichtgrüne, schwanke Wellen

Mit Purpursaum zur schönsten Wohnung schwellen

Um dich, den Mittelpunkt. Bei jedem Schritt,

Wohin du gehst, gehn die Paläste mit.

Die Wände selbst erfreuen sich des Lebens,

Pfeilschnellen Wimmlens, Hin- und Wiederstrebens.

Meerwunder drängen sich zum neuen milden Schein,

Sie schießen an, und keines darf herein.

Da spielen farbig-goldbeschuppte Drachen,

Der Haifisch klafft: du lachst ihm in den Rachen.

Wie sich auch jetzt der Hof um dich entzückt,

Hast du doch nie ein solch Gedräng erblickt.

Doch bleibst du nicht vom Lieblichsten geschieden:

Es nahen sich neugierige Nereiden

Der prächtgen Wohnung in der ewgen Frische,

Die jüngsten scheu und lüstern wie die Fische,

Die spätern klug. Schon wird es Thetis kund:

Dem zweiten Peleus reicht sie Hand und Mund. –

Den Sitz alsdann auf des Olymps Revier – –

KAISER. Die luftgen Räume, die erlaß ich dir:

Noch früh genug besteigt man jenen Thron.

MEPHISTOPHELES.

Und, höchster Herr! die Erde hast du schon.

KAISER. Welch gut Geschick hat dich hierher gebracht,

Unmittelbar aus Tausendeiner Nacht?

Gleichst du an Fruchtbarkeit Scheherazaden,

Versichr ich dich der höchsten aller Gnaden.

Sei stets bereit, wenn

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