Ungekürztes Werk "Faust 2" von Johann Wolfgang Goethe (Seite 18)

eure Tageswelt,

Wies oft geschieht, mir widerlichst mißfällt!

MARSCHALK tritt eilig auf.

Durchlauchtigster, ich dacht in meinem Leben

Vom schönsten Glück Verkündung nicht zu geben

Als diese, die mich hoch beglückt,

In deiner Gegenwart entzückt:

Rechnung für Rechnung ist berichtigt,

Die Wucherklauen sind beschwichtigt,

Los bin ich solcher Höllenpein;

Im Himmel kanns nicht heitrer sein.

HEERMEISTER folgt eilig.

Abschlägig ist der Sold entrichtet,

Das ganze Heer aufs neu verpflichtet,

Der Lanzknecht fühlt sich frisches Blut,

Und Wirt und Dirnen habens gut.

KAISER. Wie atmet eure Brust erweitert!

Das faltige Gesicht erheitert!

Wie eilig tretet ihr heran!

SCHATZMEISTER, der sich einfindet.

Befrage diese, die das Werk getan!

FAUST. Dem Kanzler ziemts, die Sache vorzutragen.

KANZLER, der langsam herankommt.

Beglückt genug in meinen alten Tagen. –

So hört und schaut das schicksalschwere Blatt,

Das alles Weh in Wohl verwandelt hat! Er liest.

»Zu wissen sei es jedem, ders begehrt:

Der Zettel hier ist tausend Kronen wert.

Ihm liegt gesichert, als gewisses Pfand,

Unzahl vergrabnen Guts im Kaiserland.

Nun ist gesorgt, damit der reiche Schatz,

Sogleich gehoben, diene zum Ersatz.«

KAISER. Ich ahne Frevel, ungeheuren Trug!

Wer fälschte hier des Kaisers Namenszug?

Ist solch Verbrechen ungestraft geblieben?

SCHATZMEISTER. Erinnre dich! hast selbst es unterschrieben!

Erst heute nacht! Du standst als großer Pan,

Der Kanzler sprach mit uns zu dir heran:

»Gewähre dir das hohe Festvergnügen,

Des Volkes Heil, mit wenig Federzügen!«

Du zogst sie rein, dann wards in dieser Nacht

Durch Tausendkünstler schnell vertausendfacht.

Damit die Wohltat allen gleich gedeihe,

So stempelten wir gleich die ganze Reihe:

Zehn, Dreißig, Funfzig, Hundert sind parat.

Ihr denkt euch nicht, wie wohls dem Volke tat.

Seht eure Stadt, sonst halb im Tod verschimmelt,

Wie alles lebt und lustgenießend wimmelt!

Obschon dein Name längst die Welt beglückt,

Man hat ihn nie so freundlich angeblickt.

Das Alphabet ist nun erst überzählig,

In diesem Zeichen wird nun jeder selig.

KAISER. Und meinen Leuten gilts für gutes Gold?

Dem Heer, dem Hofe gnügts zu vollem Sold?

So sehr michs wundert, muß ichs gelten lassen.

MARSCHALK. Unmöglich wärs, die Flüchtigen einzufassen;

Mit Blitzeswink zerstreute sichs im Lauf.

Die Wechslerbänke stehen sperrig auf:

Man honoriert daselbst ein jedes Blatt

Durch Gold und Silber, freilich mit Rabatt.

Nun gehts von da zum Fleischer, Bäcker, Schenken:

Die halbe Welt scheint nur an Schmaus zu denken,

Wenn sich die andre neu in Kleidern bläht;

Der Krämer schneidet aus, der Schneider näht.

Bei: »Hoch dem Kaiser!« sprudelts in den Kellern;

Dort kochts und bräts und klappert mit den Tellern.

MEPHISTOPHELES. Wer die Terrassen einsam abspaziert,

Gewahrt die Schönste, herrlich aufgeziert,

Ein Aug verdeckt vom stolzen Pfauenwedel;

Sie schmunzelt uns und blickt nach solcher Schedel,

Und hurtger als durch Witz und Redekunst

Vermittelt sich die reichste Liebesgunst.

Man wird sich nicht mit Börs und Beutel plagen:

Ein Blättchen ist im Busen leicht zu tragen,

Mit Liebesbrieflein paarts bequem sich hier.

Der Priester trägts andächtig im Brevier,

Und der Soldat, um rascher sich zu wenden,

Erleichtert schnell den Gürtel seiner Lenden.

Die Majestät verzeihe, wenn ins Kleine

Das hohe Werk ich zu erniedern scheine!

FAUST. Das Übermaß der Schätze, das,

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