Ungekürztes Werk "Faust 2" von Johann Wolfgang Goethe (Seite 19)

erstarrt,

In deinen Landen tief im Boden harrt,

Liegt ungenutzt. Der weiteste Gedanke

Ist solches Reichtums kümmerlichste Schranke;

Die Phantasie, in ihrem höchsten Flug,

Sie strengt sich an und tut sich nie genug.

Doch fassen Geister, würdig, tief zu schauen,

Zum Grenzenlosen grenzenlos Vertrauen.

MEPHISTOPHELES. Ein solch Papier, an Gold und Perlen Statt,

Ist so bequem, man weiß doch, was man hat;

Man braucht nicht erst zu markten noch zu tauschen,

Kann sich nach Lust in Lieb und Wein berauschen.

Will man Metall: ein Wechsler ist bereit,

Und fehlt es da, so gräbt man eine Zeit.

Pokal und Kette wird verauktioniert,

Und das Papier, sogleich amortisiert,

Beschämt den Zweifler, der uns frech verhöhnt.

Man will nicht anders, ist daran gewöhnt.

So bleibt von nun an allen Kaiserlanden

An Kleinod, Gold, Papier genug vorhanden.

KAISER. Das hohe Wohl verdankt euch unser Reich;

Wo möglich sei der Lohn dem Dienste gleich.

Vertraut sei euch des Reiches innrer Boden,

Ihr seid der Schätze würdigste Kustoden.

Ihr kennt den weiten, wohlverwahrten Hort,

Und wenn man gräbt, so seis auf euer Wort.

Vereint euch nun, ihr Meister unsres Schatzes,

Erfüllt mit Lust die Würden eures Platzes,

Wo mit der obern sich die Unterwelt,

In Einigkeit beglückt, zusammenstellt!

SCHATZMEISTER.

Soll zwischen uns kein fernster Zwist sich regen!

Ich liebe mir den Zaubrer zum Kollegen. Ab mit Faust.

KAISER. Beschenk ich nun bei Hofe Mann für Mann,

Gesteh er mir, wozu ers brauchen kann.

PAGE empfangend. Ich lebe lustig, heiter, guter Dinge.

EIN ANDRER gleichfalls.

Ich schaffe gleich dem Liebchen Kett und Ringe.

KÄMMERER annehmend. Von nun an trink ich doppelt beßre Flasche.

EIN ANDRER gleichfalls.Die Würfel jucken mich schon in der Tasche.

BANNERHERR mit Bedacht.

Mein Schloß und Feld, ich mach es schuldenfrei.

EIN ANDRER gleichfalls.

Es ist ein Schatz, den leg ich Schätzen bei.

KAISER. Ich hoffte Lust und Mut zu neuen Taten;

Doch wer euch kennt, der wird euch leicht erraten.

Ich merk es wohl: bei aller Schätze Flor,

Wie ihr gewesen, bleibt ihr nach wie vor.

NARR. Ihr spendet Gnaden: gönnt auch mir davon!

KAISER. Und lebst du wieder, du vertrinkst sie schon.

NARR. Die Zauberblätter! ich verstehs nicht recht.

KAISER. Das glaub ich wohl; denn du gebrauchst sie schlecht.

NARR. Da fallen andere; weiß nicht, was ich tu.

KAISER. Nimm sie nur hin! sie fielen dir ja zu. Ab.

NARR. Fünftausend Kronen wären mir zuhanden!

MEPHISTOPHELES. Zweibeiniger Schlauch, bist wieder auferstanden?

NARR. Geschieht mir oft, doch nicht so gut als jetzt.

MEPHISTOPHELES. Du freust dich so, daß dichs in Schweiß versetzt.

NARR. Da seht nur her: ist das wohl Geldeswert?

MEPHISTOPHELES. Du hast dafür, was Schlund und Bauch begehrt.

NARR. Und kaufen kann ich Acker, Haus und Vieh?

MEPHISTOPHELES. Versteht sich! biete nur: das fehlt dir nie.

NARR. Und Schloß mit Wald und Jagd und Fischbach?

MEPHISTOPHELES.                                                        Traun!

Ich möchte dich gestrengen Herrn wohl schaun!

NARR. Heut abend wieg ich mich im Grundbesitz! Ab.

MEPHISTOPHELES solus. Wer zweifelt noch an unsres Narren Witz!

 

Finstere Galerie

 

Faust, Mephistopheles.

MEPHISTOPHELES. Was ziehst du mich in diese düstern Gänge?

Ist nicht da drinnen Lust genug?

Im dichten, bunten Hofgedränge

Gelegenheit zu Spaß und Trug?

FAUST. Sag mir das nicht! du hasts in alten Tagen

Längst an

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