Ungekürztes Werk "Faust 2" von Johann Wolfgang Goethe (Seite 24)

weichlich, angenehm.

RITTER. Auf seinem Schoße wär Euch wohl bequem?

ANDRE. Er lehnt den Arm so zierlich übers Haupt.

KÄMMERER. Die Flegelei! das find ich unerlaubt!

DAME. Ihr Herren wißt an allem was zu mäkeln.

DERSELBE. In Kaisers Gegenwart sich hinzuräkeln!

DAME. Er stellts nur vor! er glaubt sich ganz allein.

DERSELBE. Das Schauspiel selbst, hier sollt es höflich sein!

DAME. Sanft hat der Schlaf den Holden übernommen.

DERSELBE. Er schnarcht nun gleich! natürlich ists, vollkommen!

JUNGE DAME entzückt.

Zum Weihrauchsdampf was duftet so gemischt,

Das mir das Herz zum innigsten erfrischt?

ÄLTERE. Fürwahr! es dringt ein Hauch tief ins Gemüte:

Er kommt von ihm!

ÄLTESTE.              Es ist des Wachstums Blüte,

Im Jüngling als Ambrosia bereitet

Und atmosphärisch ringsumher verbreitet.

Helena hervortretend.

MEPHISTOPHELES. Das wär sie denn! Vor dieser hätt ich Ruh:

Hübsch ist sie wohl, doch sagt sie mir nicht zu.

ASTROLOG. Für mich ist diesmal weiter nichts zu tun,

Als Ehrenmann gesteh, bekenn ichs nun.

Die Schöne kommt, und hätt ich Feuerzungen –

Von Schönheit ward von jeher viel gesungen;

Wem sie erscheint, wird aus sich selbst entrückt,

Wem sie gehörte, ward zu hoch beglückt.

FAUST. Hab ich noch Augen? Zeigt sich tief im Sinn

Der Schönheit Quelle reichlichstens ergossen?

Mein Schreckensgang bringt seligsten Gewinn.

Wie war die Welt mir nichtig, unerschlossen!

Was ist sie nun seit meiner Priesterschaft?

Erst wünschenswert, gegründet, dauerhaft!

Verschwinde mir des Lebens Atemkraft,

Wenn ich mich je von dir zurückgewöhne! –

Die Wohlgestalt, die mich voreinst entzückte,

In Zauberspiegelung beglückte,

War nur ein Schaumbild solcher Schöne! –

Du bists, der ich die Regung aller Kraft,

Den Inbegriff der Leidenschaft,

Dir Neigung, Lieb, Anbetung, Wahnsinn zolle!

MEPHISTOPHELES aus dem Kasten.

So faßt Euch doch und fallt nicht aus der Rolle!

ÄLTERE DAME. Groß, wohlgestaltet, nur der Kopf zu klein.

JÜNGERE. Seht nur den Fuß! Wie könnt er plumper sein!

DIPLOMAT. Fürstinnen hab ich dieser Art gesehn;

Mich deucht, sie ist vom Kopf zum Fuße schön.

HOFMANN. Sie nähert sich dem Schläfer listig-mild.

DAME. Wie häßlich neben jugendreinem Bild!

POET. Von ihrer Schönheit ist er angestrahlt.

DAME. Endymion und Luna! wie gemalt!

DERSELBE. Ganz recht! Die Göttin scheint herabzusinken,

Sie neigt sich über, seinen Hauch zu trinken:

Beneidenswert! – Ein Kuß! – Das Maß ist voll.

DUENNA. Vor allen Leuten! Das ist doch zu toll!

FAUST. Furchtbare Gunst dem Knaben! –

MEPHISTOPHELES.                                   Ruhig! still!

Laß das Gespenst doch machen, was es will!

HOFMANN. Sie schleicht sich weg, leichtfüßig; er erwacht.

DAME. Sie sieht sich um! Das hab ich wohl gedacht.

HOFMANN. Er staunt! Ein Wunder ists, was ihm geschieht.

DAME. Ihr ist kein Wunder, was sie vor sich sieht.

HOFMANN. Mit Anstand kehrt sie sich zu ihm herum.

DAME. Ich merke schon, sie nimmt ihn in die Lehre;

In solchem Fall sind alle Männer dumm:

Er glaubt wohl auch, daß er der Erste wäre.

RITTER. Laßt mir sie gelten! Majestätisch-fein!

DAME. Die Buhlerin! Das nenn ich doch gemein!

PAGE. Ich möchte wohl an seiner Stelle sein!

HOFMANN. Wer würde nicht in solchem Netz gefangen!

DAME. Das Kleinod ist durch manche Hand gegangen,

Auch die Verguldung ziemlich abgebraucht.

ANDRE. Vom zehnten Jahr an hat sie nichts getaugt.

RITTER. Gelegentlich nimmt jeder sich das Beste;

Ich hielte mich an diese schönen Reste.

GELAHRTER. Ich seh sie deutlich, doch

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