Ungekürztes Werk "Faust 2" von Johann Wolfgang Goethe (Seite 31)

finden.

Und nun was solls?

HOMUNCULUS.      Du bist ja sonst nicht blöde,

Und wenn ich von thessalischen Hexen rede,

So, denk ich, hab ich was gesagt.

MEPHISTOPHELES lüstern.

Thessalische Hexen! Wohl! das sind Personen,

Nach denen hab ich lang gefragt.

Mit ihnen Nacht für Nacht zu wohnen,

Ich glaube nicht, daß es behagt;

Doch zum Besuch, Versuch –

HOMUNCULUS.                      Den Mantel her

Und um den Ritter umgeschlagen!

Der Lappen wird euch, wie bisher,

Den einen mit dem andern tragen;

Ich leuchte vor.

WAGNER ängstlich. Und ich?

HOMUNCULUS.                      Eh nun,

Du bleibst zu Hause, Wichtigstes zu tun.

Entfalte du die alten Pergamente,

Nach Vorschrift sammle Lebenselemente

Und füge sie mit Vorsicht eins ans andre,

Das Was bedenke, mehr bedenke Wie!

Indessen ich ein Stückchen Welt durchwandre,

Entdeck ich wohl das Tüpfchen auf das i.

Dann ist der große Zweck erreicht;

Solch einen Lohn verdient ein solches Streben:

Gold, Ehre, Ruhm, gesundes, langes Leben,

Und Wissenschaft und Tugend – auch vielleicht.

Leb wohl!

WAGNER betrübt. Leb wohl! Das drückt das Herz mir nieder.

Ich fürchte schon, ich seh dich niemals wieder.

MEPHISTOPHELES. Nun zum Peneios frisch hinab!

Herr Vetter ist nicht zu verachten.

Ad spectatores.

Am Ende hängen wir doch ab

Von Kreaturen, die wir machten.

 

Klassische Walpurgisnacht

 

Pharsalische Felder

Finsternis.

ERICHTHO.

Zum Schauderfeste dieser Nacht, wie öfter schon,

Tret ich einher, Erichtho, ich, die Düstere:

Nicht so abscheulich, wie die leidigen Dichter mich

Im Übermaß verlästern. – Endigen sie doch nie

In Lob und Tadel! – Überbleicht erscheint mir schon

Von grauer Zelten Woge weit das Tal dahin –

Als Nachgesicht der sorg- und grauenvollsten Nacht.

Wie oft schon wiederholt sichs! wird sich immerfort

Ins Ewige wiederholen! Keiner gönnt das Reich

Dem andern, Dem gönnts keiner, ders mit Kraft erwarb

Und kräftig herrscht. Denn jeder, der sein innres Selbst

Nicht zu regieren weiß, regierte gar zu gern

Des Nachbars Willen, eignem stolzen Sinn gemäß.

Hier aber ward ein großes Beispiel durchgekämpft:

Wie sich Gewalt Gewaltigerem entgegenstellt,

Der Freiheit holder, tausendblumiger Kranz zerreißt,

Der starre Lorbeer sich ums Haupt des Herrschers biegt.

Hier träumte Magnus früher Größe Blütentag,

Dem schwanken Zünglein lauschend, wachte Cäsar dort!

Das wird sich messen. Weiß die Welt doch, wems gelang!

Wachfeuer glühen, rote Flammen spendende;

Der Boden haucht vergoßnen Blutes Widerschein,

Und angelockt von seltnem Wunderglanz der Nacht,

Versammelt sich hellenischer Sage Legion.

Um alle Feuer schwankt unsicher oder sitzt

Behaglich alter Tage fabelhaft Gebild. –

Der Mond, zwar unvollkommen, aber leuchtend-hell,

Erhebt sich, milden Glanz verbreitend überall;

Der Zelten Trug verschwindet, Feuer brennen blau.

Doch, über mir! welch unerwartet Meteor?

Es leuchtet und beleuchtet körperlichen Ball.

Ich wittre Leben. Da geziemen will mirs nicht,

Lebendigem zu nahen, dem ich schädlich bin:

Das bringt mir bösen Ruf und frommt mir nicht.

Schon sinkt es nieder. Weich ich aus mit Wohlbedacht! Entfernt sich.

Die Luftfahrer oben.

HOMUNCULUS. Schwebe noch einmal die Runde

Über Flamm- und Schaudergrauen;

Ist es doch in Tal und Grunde

Gar gespenstisch anzuschauen.

MEPHISTOPHELES. Seh ich, wie durchs alte Fenster

In des Nordens Wust und Graus,

Ganz abscheuliche Gespenster,

Bin ich hier wie dort

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