Ungekürztes Werk "Faust 2" von Johann Wolfgang Goethe (Seite 79)

style="margin-left:11.35pt;">Hier steht der leere Thron; verräterischer Schatz,

Von Teppichen umhüllt, verengt umher den Platz.

Wir, ehrenvoll, geschützt von eigenen Trabanten,

Erwarten kaiserlich der Völker Abgesandten;

Von allen Seiten her kommt frohe Botschaft an:

Beruhigt sei das Reich, uns freudig zugetan.

Hat sich in unsern Kampf auch Gaukelei geflochten,

Am Ende haben wir uns nur allein gefochten.

Zufälle kommen ja dem Streitenden zugut:

Vom Himmel fällt ein Stein, dem Feinde regnets Blut,

Aus Felsenhöhlen tönts von mächtigen Wunderklängen,

Die unsre Brust erhöhn, des Feindes Brust verengen.

Der Überwundne fiel, zu stets erneutem Spott;

Der Sieger, wie er prangt, preist den gewognen Gott,

Und alles stimmt mit ein – er braucht nicht zu befehlen –

»Herr Gott, dich loben wir!« aus Millionen Kehlen.

Jedoch zum höchsten Preis wend ich den frommen Blick,

Das selten sonst geschah, zur eignen Brust zurück.

Ein junger, muntrer Fürst mag seinen Tag vergeuden,

Die Jahre lehren ihn des Augenblicks Bedeuten.

Deshalb denn ungesäumt verbind ich mich sogleich

Mit euch vier Würdigen: für Haus und Hof und Reich.

Zum ersten.

Dein war, o Fürst! des Heers geordnet-kluge Schichtung,

Sodann im Hauptmoment heroisch-kühne Richtung:

Im Frieden wirke nun, wie es die Zeit begehrt!

Erzmarschall nenn ich dich, verleihe dir das Schwert.

ERZMARSCHALL.

Dein treues Heer, bis jetzt im Inneren beschäftigt,

Wenns an der Grenze dich und deinen Thron bekräftigt,

Dann sei es uns vergönnt, bei Festesdrang im Saal

Geräumiger Väterburg zu rüsten dir das Mahl!

Blank trag ichs dir dann vor, blank halt ich dirs zur Seite,

Der höchsten Majestät zu ewigem Geleite.

DER KAISER zum zweiten.

Der sich, als tapfrer Mann, auch zartgefällig zeigt,

Du, sei Erzkämmerer! der Auftrag ist nicht leicht.

Du bist der Oberste von allem Hausgesinde,

Bei deren innerm Streit ich schlechte Diener finde;

Dein Beispiel sei fortan in Ehren aufgestellt,

Wie man dem Herrn, dem Hof und allen wohlgefällt!

ERZKÄMMERER.

Des Herren großen Sinn zu fördern, bringt zu Gnaden:

Den Besten hülfreich sein, den Schlechten selbst nicht schaden,

Dann klar sein ohne List und ruhig ohne Trug!

Wenn du mich, Herr, durchschaust, geschieht mir schon genug.

Darf sich die Phantasie auf jenes Fest erstrecken?

Wenn du zur Tafel gehst, reich ich das goldne Becken,

Die Ringe halt ich dir, damit zur Wonnezeit

Sich deine Hand erfrischt, wie mich dein Blick erfreut.

KAISER.

Zwar fühl ich mich zu ernst, auf Festlichkeit zu sinnen;

Doch seis! Es fördert auch frohmütiges Beginnen.

Zum dritten.

Dich wähl ich zum Erztruchseß! Also sei fortan

Dir Jagd, Geflügelhof und Vorwerk untertan!

Der Lieblingsspeisen Wahl laß mir zu allen Zeiten,

Wie sie der Monat bringt, und sorgsam zubereiten!

ERZTRUCHSESS.

Streng Fasten sei für mich die angenehmste Pflicht,

Bis, vor dich hingestellt, dich freut ein Wohlgericht!

Der Küche Dienerschaft soll sich mit mir vereinigen,

Das Ferne beizuziehn, die Jahrszeit zu beschleunigen.

Dich reizt nicht Fern und Früh, womit die Tafel prangt:

Einfach und Kräftig ists, wornach dein Sinn verlangt.

KAISER zum vierten.

Weil unausweichlich hier sich nur von Festen handelt,

So sei mir, junger Held, zum Schenken umgewandelt!

Erzschenke, sorge nun, daß unsre Kellerei

Aufs reichlichste versorgt mit

Seiten