Ungekürztes Werk "Faust 2" von Johann Wolfgang Goethe (Seite 77)

style="margin-left:11.35pt;">Mich hats die ganze Zeit gepeinigt;

Das Gaukeln schafft kein festes Glück.

Ich weiß nichts an der Schlacht zu wenden;

Begannen sies, sie mögens enden:

Ich gebe meinen Stab zurück.

KAISER. Behalt ihn bis zu bessern Stunden,

Die uns vielleicht das Glück verleiht!

Mir schaudert vor dem garstigen Kunden

Und seiner Rabentraulichkeit.

Zu Mephistopheles.

Den Stab kann ich dir nicht verleihen,

Du scheinst mir nicht der rechte Mann.

Befiehl und such uns zu befreien!

Geschehe, was geschehen kann!

Ab ins Zelt mit dem Obergeneral.

MEPHISTOPHELES. Mag ihn der stumpfe Stab beschützen!

Uns andern könnt er wenig nützen:

Es war so was vom Kreuz daran.

FAUST. Was ist zu tun?

MEPHISTOPHELES.     Es ist getan! –

Nun, schwarze Vettern, rasch im Dienen,

Zum großen Bergsee! grüßt mir die Undinen

Und bittet sie um ihrer Fluten Schein!

Durch Weiberkünste, schwer zu kennen,

Verstehen sie, vom Sein den Schein zu trennen,

Und jeder schwört, das sei das Sein.

Pause.

FAUST. Den Wasserfräulein müssen unsre Raben

Recht aus dem Grund geschmeichelt haben:

Dort fängt es schon zu rieseln an.

An mancher trocknen, kahlen Felsenstelle

Entwickelt sich die volle, rasche Quelle:

Um jener Sieg ist es getan!

MEPHISTOPHELES. Das ist ein wunderbarer Gruß!

Die kühnsten Kletterer sind konfus.

FAUST. Schon rauscht ein Bach zu Bächen mächtig nieder,

Aus Schluchten kehren sie gedoppelt wieder,

Ein Strom nun wirft den Bogenstrahl;

Auf einmal legt er sich in flache Felsenbreite

Und rauscht und schäumt nach der und jener Seite,

Und stufenweise wirft er sich ins Tal.

Was hilft ein tapfres, heldenmäßiges Stemmen?

Die mächtige Woge strömt, sie wegzuschwemmen.

Mir schaudert selbst vor solchem wilden Schwall.

MEPHISTOPHELES. Ich sehe nichts von diesen Wasserlügen;

Nur Menschenaugen lassen sich betrügen,

Und mich ergötzt der wunderliche Fall.

Sie stürzen fort zu ganzen hellen Haufen:

Die Narren wähnen zu ersaufen,

Indem sie frei auf festem Lande schnaufen

Und lächerlich mit Schwimmgebärden laufen!

Nun ist Verwirrung überall.

Die Raben sind wiedergekommen.

Ich werd euch bei dem hohen Meister loben;

Wollt ihr euch nun als Meister selbst erproben,

So eilet zu der glühenden Schmiede,

Wo das Gezwergvolk, nimmer müde,

Metall und Stein zu Funken schlägt!

Verlangt, weitläufig sie beschwatzend,

Ein Feuer, leuchtend, blinkend, platzend,

Wie mans im hohen Sinne hegt!

Zwar Wetterleuchten in der weiten Ferne,

Blickschnelles Fallen allerhöchster Sterne

Mag jede Sommernacht geschehn;

Doch Wetterleuchten in verworrnen Büschen

Und Sterne, die am feuchten Boden zischen,

Das hat man nicht so leicht gesehn.

So müßt ihr, ohn euch viel zu quälen,

Zuvörderst bitten, dann befehlen.

Raben ab. Es geschieht wie vorgeschrieben.

MEPHISTOPHELES. Den Feinden dichte Finsternisse!

Und Tritt und Schritt ins Ungewisse!

Irrfunkenblick an allen Enden,

Ein Leuchten, plötzlich zu verblenden!

Das alles wäre wunderschön;

Nun aber brauchts noch Schreckgetön.

FAUST. Die hohlen Waffen aus der Säle Grüften

Empfinden sich erstarkt in freien Lüften;

Dadroben klapperts, rasselts lange schon:

Ein wunderbarer falscher Ton.

MEPHISTOPHELES. Ganz recht! Sie sind nicht mehr zu zügeln:

Schon schallts von ritterlichen Prügeln

Wie in der holden alten Zeit!

Armschienen wie der Beine Schienen,

Als Guelfen und als Ghibellinen,

Erneuern rasch den ewigen Streit.

Fest, im ererbten Sinne wöhnlich,

Erweisen sie sich unversöhnlich;

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