Ungekürztes Werk "Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand" von Johann Wolfgang Goethe (Seite 2)

und Antwort zu geben? Seht doch den Fratzen!

Erster Reiter schlägt ihn hinter die Ohren.

METZLER: Schlag den Hund tot!

Sie fallen übereinander her.

ZWEITER REITER: Komm her, wenn du 's Herz hast.

WIRT reißt sie voneinander: Wollt ihr Ruh haben! Tausend Schwerenot! Schert euch ‚maus,’ wenn ihr was auszumachen habt. In meiner Stub soll's ehrlich und ordentlich zugehen. Schiebt die Reiter zur Tür hinaus. Und ihr Esel, was fanget ihr an?

METZLER: Nur nit viel geschimpft, Hänsel, sonst kommen wir dir über die Glatze. Komm, Kamerad, wollen die draußen bläuen.

Zwei Berlichingsche Reiter kommen.

ERSTER REITER: Was gibt's da?

SIEVERS: Ei guten Tag, Peter! Veit, guten Tag! Woher?

ZWEITER REITER: Daß du dich nit unterstehst zu verraten, wem wir dienen.

SIEVERS leise: Da ist euer Herr Götz wohl auch nit weit?

ERSTER REITER: Halt dein Maul! Habt ihr Händel?

SIEVERS: Ihr seid den Kerls begegnet draußen, sind Bamberger.

ERSTER REITER: Was tun die hier?

METZLER: Der Weislingen ist droben auf'm Schloß, beim gnädigen Herrn, den haben sie geleit.

ERSTER REITER: Der Weislingen?

ZWEITER REITER leise: Peter! das ist ein gefunden Fressen! Laut: Wie lang ist er da?

METZLER: Schon zwei Tage. Aber er will heut noch fort, hört ich einen von den Kerls sagen.

ERSTER REITER leise: Sagt ich dir nicht, er wär da her! Hätten wir dort drüben eine Weile passen können. Komm, Veit!

SIEVERS: Helft uns doch erst die Bamberger ausprügeln.

ZWEITER REITER: Ihr seid ja auch zu zwei. Wir müssen fort. Adies! Ab.

SIEVERS: Lumpenhunde, die Reiter! Wann man sie nit bezahlt, tun sie dir keinen Streich.

METZLER: Ich wollt schwören, sie haben einen Anschlag. Wem dienen sie?

SIEVERS: Ich soll's nit sagen. Sie dienen dem Götz.

METZLER: So! nun wollen wir über die draußen. Komm, solang ich einen Bengel hab, fürcht ich ihre Bratspieße nicht.

SIEVERS: Dürften wir nur so einmal an die Fürsten, die uns die Haut über die Ohren ziehen!

Herberge im Wald

GÖTZ vor der Tür unter der Linde: Wo meine Knechte bleiben! Auf und ab muß ich gehen, sonst übermannt mich der Schlaf. Fünf Tag und Nächte schon auf der Lauer. Es wird einem sauer gemacht, das bißchen Leben und Freiheit. Dafür, wenn ich dich habe, Weislingen, will ich mir's wohl sein lassen. Schenkt ein. Wieder leer! Georg! Solang's daran nicht mangelt und an frischem Mut, lach ich der Fürsten Herrschsucht und Ränke. – Georg! – Schickt ihr nur euern gefälligen Weislingen herum zu Vettern und Gevattern, laßt mich anschwärzen. Nur immer zu! Ich bin wach. Du warst mir entwischt, Bischof! So mag denn dein lieber Weislingen die Zeche bezahlen. – Georg! Hört der Junge nicht! Georg! Georg!

DER BUBE im Panzer eines Erwachsenen: Gestrenger Herr!

GÖTZ: Wo stickst du! Hast du geschlafen? Was zum Henker treibst du für Mummerei? Komm her, du siehst gut aus. Schäm dich nicht, Junge. Du bist brav! Ja, wenn du ihn ausfülltest! Es ist Hansens Küraß?

GEORG: Er wollt ein wenig schlafen und schnallt' ihn aus.

GÖTZ: Er ist bequemer als sein Herr.

GEORG: Zürnt nicht. Ich nahm ihn leise weg und legt ihn an und holte meines Vaters altes Schwert von der Wand, lief auf die Wiese und zog's aus.

GÖTZ: Und hiebst um dich herum?

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