Ungekürztes Werk "Der Abentheuerliche Simplicissimus Teutsch" von Hans Jakob Christoph von Grimmelshausen (Seite 136)

und allen Türken, die sich nicht bekehren oder gehorsamen werden, die Köpf vor den Hindern legen; daselbst wird er das Römische Kaisertum wieder aufrichten und sich wieder in Teutschland begeben und mit seinen Parlamentsherren (welche er, wie ich schon gesagt habe, aus allen teutschen Städten paarweis sammlen und die Vorsteher und Vätter seines teutschen Vatterlands nennen wird) eine Stadt mitten in Teutschland bauen, welche viel größer sein wird als Manoah in Amerika, und goldreicher als Jerusalem zu Salomons Zeiten gewesen, deren Wäll sich dem tirolischen Gebürg, und ihre Wassergräben der Breite des Meers zwischen Hispania und Afrika vergleichen soll. Er wird einen Tempel hineinbauen von lauter Diamanten, Rubinen, Smaragden und Saphiren; und in der Kunstkammer, die er aufrichten wird, werden sich alle Raritäten in der ganzen Welt versammlen von den reichen Geschenken, die ihm die Könige in China, in Persia, der große Mogor in den orientalischen Indien, der große Tartar Cham, Priester Johann in Afrika und der große Zar in der Moskau schicken. Der türkische Kaiser würde sich noch fleißiger einstellen, wofern ihm bemeldter Held sein Kaisertum nicht genommen und solches dem Römischen Kaiser zu Lehen gegeben hätte.«

Ich fragte meinen Jovem, was dann die christlichen Könige bei der Sach tun würden? Er antwortet: »Der in Engeland, Schweden und Dennemark werden, weil sie teutschen Geblüts und Herkommens: der in Hispania, Frankreich und Portugal aber, weil die alte Teutschen selbige Länder hiebevor auch eingenommen und regiert haben, ihre Kronen, Königreich und inkorporierte Länder von der teutschen Nation aus freien Stücken zu Lehen empfahen, und alsdenn wird, wie zu Augusti Zeiten, ein ewiger beständiger Fried zwischen allen Völkern in der ganzen Welt sein.«

Das 5. Kapitel

Wie er die Religionen miteinander vereinigen und in einen Model gießen wird.

Springinsfeld, der uns auch zuhörete, hätte den Jupiter schier unwillig gemacht und den Handel beinahe verderbt, weil er sagte: »Und alsdann wirds in Teutschland hergehen wie im Schlauraffenland, da es lauter Muskateller regnet und die Kreuzerpastetlein über Nacht wie die Pfifferling wachsen! da werde ich mit beiden Backen fressen müssen wie ein Drescher und Malvasier saufen, daß mir die Augen übergehen.« »Ja freilich«, antwortet Jupiter, »vornehmlich wenn ich dir die Plag Erysichthonis anhenken würde, weil du, wie mich dünken will, meine Hoheit verspottest.« Zu mir aber sagte er: »Ich habe vermeint, ich sei bei lauter Sylvanis; so sehe ich aber wohl, daß ich den neidigen Momum oder Zoilum angetroffen habe; ja man sollte solchen Verrätern das was der Himmel beschlossen, offenbaren, und so edle Perlen vor die Säu werfen, ja freilich, auf den Buckel geschissen vor ein Brusttuch!« Ich gedachte, dies ist mir wohl ein visierlicher und unflätiger Abgott, weil er neben so hohen Dingen auch mit so weicher Materi umgehet. Ich sahe wohl, daß er nicht gern hatte, daß man lachte, verbiß es derowegen so gut als ich immer konnte, und sagte zu ihm: »Allergütigster Jove, du wirst ja eines groben Waldgotts Unbescheidenheit halber deinem andern Ganymede nicht verhalten, wie es weiter in Teutschland hergehen wird?« »O nein«, antwortet er, »aber befehle zuvor diesem Theoni,

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