Ungekürztes Werk "Atta Troll. Ein Sommernachtstraum" von Heinrich Heine (Seite 4)

Caput II

Daß ein schwarzer Freiligräthscher

Mohrenfürst sehnsüchtig lospaukt

Auf das Fell der großen Trommel,

Bis es prasselnd laut entzweispringt:

Das ist wahrhaft trommelrührend

Und auch trommelfellerschütternd –

Aber denkt Euch einen Bären,

Der sich von der Kette losreißt!

Die Musik und das Gelächter

Sie verstummen, und mit Angstschrei

Stürzt vom Markte fort das Volk,

Und die Damen sie erbleichen.

Ja, von seiner Sklavenfessel

Hat sich plötzlich losgerissen

Atta Troll. Mit wilden Sprüngen

Durch die engen Straßen rennend –

(Jeder macht ihm höflich Platz) –

Klettert er hinauf die Felsen,

Schaut hinunter, wie verhöhnend,

Und verschwindet im Gebirge.

Auf dem leeren Marktplatz bleiben

Ganz allein die schwarze Mumma

Und der Bärenführer. Rasend

Schmeißt er seinen Hut zur Erde,

Trampelt drauf, er tritt mit Füßen

Die Madonnen! reißt die Decke

Sich vom scheußlich nackten Leib,

Flucht und jammert über Undank,

Über schwarzen Bärenundank!

Denn er habe Atta Troll

Stets wie einen Freund behandelt

Und im Tanzen unterrichtet.

Alles hab er ihm zu danken,

Selbst das Leben! Bot man doch

Ihm vergebens hundert Taler

Für die Haut des Atta Troll!

Auf die arme schwarze Mumma,

Die, ein Bild des stummen Grames,

Flehend, auf den Hintertatzen,

Vor dem Hocherzürnten stehn blieb,

Fällt des Hocherzürnten Wut

Endlich doppelt schwer, er schlägt sie,

Nennt sie Königin Christine,

Auch Frau Munoz und Putana. – –

Das geschah an einem schönen,

Warmen Sommernachmittage,

Und die Nacht, die jenem Tage

Lieblich folgte, war süperbe.

Ich verbrachte fast die Hälfte

Jener Nacht auf dem Balkone.

Neben mir stand Juliette

Und betrachtete die Sterne.

Seufzend sprach sie: Ach, die Sterne

Sind am schönsten in Paris,

Wenn sie dort, des Winterabends,

In dem Straßenkot sich spiegeln.

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