Biographie Thomas Mann (Seite 3)

Die Arbeit an dem nächsten großen Romanprojekt Der Zauberberg stagniert mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Mann schreibt verschiedene Essays, in denen er sich gegen eine Demokratie nach französischem Vorbild ausspricht und den Weltkrieg als Mittel zum Erhalt der bürgerlich-humanistischen Werte befürwortet. Es kommt zum Zerwürfnis mit seinem Bruder Heinrich. Erst 1922, als Reaktion auf die Ermordung des Ministers Rathenau, bekennt sich Mann in seiner Rede Von deutscher Republik zur Demokratie.

In seiner Prosa bleibt er allerdings skeptisch. Hans Castorp, der Held des 1924 veröffentlichten Zauberberg, verbringt sieben Jahre in einem Sanatorium in den Schweizer Alpen und trifft dort auf die unterschiedlichsten Charaktere und Geisteshaltungen, die insgesamt die Stimmung im Europa der Vorkriegsjahre zusammenfassen. Der Roman spricht sich deutlich gegen jeden Nihilismus aus und fordert den Leser auf, er solle „um der Güte und Liebe willen dem Tode keine Herrschaft einräumen über seine Gedanken.“ Hans Castorp allerdings steht am Ende des Romans dem Leben eher gleichgültig gegenüber und entschwindet auf die Schlachtfelder des soeben ausgebrochenen Ersten Weltkriegs.

Mann bekommt 1929 den Nobelpreis für Literatur verliehen und ist international der bekannteste deutsprachige Autor. Mit gesellschaftskritischen Bemerkungen hält er sich nun nicht mehr zurück; die aufkommende nationalsozialistische Bewegung lehnt er als anti-humanistisch, irrational und gewalttätig ab. Auch seine Novelle Mario und der Zauberer (1930) ist ein Kommentar zum Zeitgeschehen und beschreibt die Gefahren der faschistischen Verführung sowie der politischen und moralischen Trägheit des Einzelnen.

Am 10. Februar 1933 befindet sich Thomas Mann in Begleitung seiner Frau und der jüngsten Kinder auf einer Lesereise in der Schweiz. Ursprünglich hatte die Familie nach München zurückkehren wollen; nachdem sie jedoch von einer neuen Verhaftungswelle durch die Nazis erfährt, fällt spontan die Entscheidung für das Exil. Die wichtigsten Besitztümer, darunter Bücher, Möbel und die Tagebücher Manns, werden nach Zürich nachgeschickt. Mann ist frustriert und verunsichert; seine Existenz ist zusammengebrochen, er hat seine Position als der größte deutsche Schriftsteller eingebüßt, die er sich mit so großem Fleiß und ohne Rücksicht auf die eigenen Sehnsüchte erarbeitet hatte. Er findet Zuflucht in seinem Schreiben und beendet seine in den späten 20ern begonnene Romantetralogie Joseph und seine Brüder. Die ersten drei Bände werden ab 1933 noch in Deutschland veröffentlicht, da Mann sich in dieser Zeit mit offener Kritik an Hitler noch zurückhält. Der letzte Band erscheint 1943 nur noch im Ausland.

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