Biographie Thomas Mann (Seite 4)

Im Gegensatz zu anderen Exilautoren haben die Manns zumindest nicht mit finanziellen Problemen zu kämpfen. Thomas Mann behält seinen täglichen Schreibrhythmus bei und unternimmt ansonsten ausgiebige Vortragsreisen durch Europa. Im Mai 1934 reist er erstmalig in die USA, ein zweiter Besuch folgt im nächsten Jahr, als ihm von der Harvard University die Ehrendoktorwürde verliehen wird. Durch den internationalen Zuspruch ermutigt, spricht Mann sich schließlich offen gegen die Nationalsozialisten aus. Er nimmt aus Protest gegen die deutsche Politik die tschechische Staatsbürgerschaft an – woraufhin ihm die deutsche von den Nazis aberkannt wird.

Im September 1938 siedeln die Manns in die USA über. Die Familie bezieht ein Haus in Pacific Palisades in der Nähe von Los Angeles, wo sich bereits andere deutsche Autoren und Intellektuelle, etwa Feuchtwanger und Adorno, im Exil niedergelassen haben. Im Mai 1944 nehmen Katia und Thomas Mann die amerikanische Staatsbürgerschaft an. Mann gilt in den Staaten als Botschafter der deutschen Kultur und humanistischer Werte, nimmt diese Rolle auch öffentlich an und verurteilt das Nazi-Regime in unzähligen Reden und Radio-Ansprachen. Moralisch unantastbar fühlt er sich jedoch nicht, weshalb das Thema seines nächsten Romans, Doktor Faustus, denn auch die Schuld des Künstlers gegenüber der Geschichte ist. Der Roman basiert auf dem altdeutschen Faust-Epos und folgt dem Leben des Komponisten Adrian Leverkühn, der dem Teufel seine Seele im Tausch gegen Erfolg und lebenslange künstlerische Inspiration vermacht. Der Werdegang und die Musik des Komponisten sind im Buch parallel gesetzt zum Abgleiten der Deutschen in die Nazi-Barbarei und den Krieg. Für Mann hat gewissermaßen das gesamte deutsche Volk einen Pakt mit dem Teufel geschlossen – wenig überraschend, dass der Roman bei seinem Erscheinen 1947 im Nachkriegs-Deutschland zunächst wenig Leser findet.

Erstmalig kehrt Mann 1949 nach Deutschland zurück, um sowohl im westdeutschen Frankfurt als auch in Weimar an den Feierlichkeiten zu Goethes 200. Geburtstag teilzunehmen. Da er damit den sowjetisch besetzten Teil Deutschlands besucht hat, sieht er sich bei seiner Rückkehr in die USA zunehmend den Befragungen und Einschüchterungen des 'Büros für unamerikanische Aktivitäten' ausgesetzt. Wieder entscheidet sich die Familie zur Flucht und geht zurück in die Schweiz, wo sie 1952 eine Villa in Kilchberg in der Nähe von Zürich bezieht. Mann nimmt noch einmal die Arbeit an einem Romanprojekt auf und verfasst Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull, die 1954 – allerdings unvollendet – veröffentlicht werden. Bei einem letzten Besuch in seiner Heimatstadt Lübeck wird er als Sohn der Stadt geehrt und gefeiert. Kurz nach seinem 80. Geburtstag unterbricht Mann einen Urlaub in den Niederlanden, um sich mit einer Thrombose in ein Züricher Krankenhaus zu begeben. Dort stirbt er am 12. August 1955.

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