Ungekürztes Werk "Mozart auf der Reise nach Prag" von Eduard Mörike (Seite 136)
nach der Reih' im leeren Pferdstall an der Wand herum. – Es gibt noch ein liebliches Stücklein davon: wie nämlich einst der Graf mit seiner Frauen und zwei Söhnlein auf Besuch bei dem Veylland gewesen. Herr Konrad bauete bei dessen Garten eine Stuterei* – daher nachmals die Stadt Stutgarten hieß –, beschied seinen Werkmeister her auf den Platz und zeigte selbst, wie alles werden sollte. Es wollte aber gern der Doktor denen kleinen Junkherrn eine Kurzweil schaffen und bat den Hutzelmann derhalben, um daß er ein unschuldig Zinselwerk* bereite; der versprach's. Als nun die Knaben nach der Mahlzeit in dem Garten spielten, da ward's lebendig in dem Stall, und kam bald aus der Tür hervor ein ganzer Zug von kleinen zierlichen Rößlein, lauter Rappen mit Sattel und Zeug, und das waren die Stiefel gewesen; sie gingen zwei und zwei und wurden von kleinen Roßbuben geführt, und das waren die Bundschuh'. Die Junker hatten ihre Freude mit den ganzen Abend. Auf einmal tat es außen an dem Garten einen Pfiff, der ganze Troß saß wie der Blitz ein jeder in seinem Sattel, die Rößlein aber waren zumal Heupferde geworden, grasgrün, einen Schuh lang, mit Flügeln, die setzten all über die Mauer hinweg und kamen nicht mehr. Doch nach der Hand fand man so Stiefel als Schuh' wie zuvor an die Stallwand genagelt.
Vor Jahren habe ich zu Stuttgart auf dem Markt ein Spiel gesehn in einem Dockenkasten*, so auch von diesem handelte. Hätt' ich nur alles noch so recht im Kopf! Da wird gesagt zum Vorbericht in wohlgesetzten Reimen, was ich Euch erst erzählt, und sonst noch, was voraus zu wissen nötig ist, von Bernd Jobsten, dem Hofnarrn. Der ward denselben Spätling fortgejagt vom Grafen, weil er nicht wollte seiner bösen Zunge Zaum und Zügel anlegen, absonderlich gegen die fremden Herrschaften und Gäste. Nun klagte er sein Mißgeschick dem Doktor, als welcher ihm schon einmal Gnade beim Herrn derhalben ausgewirkt, jetzt aber sich dessen nicht mehr unterstand; doch steuert' er ihm etwas auf den Weg und hieß ihn auch die Schuh' im Stall mitnehmen, wofern er etwa meinte, sich ein Geldlein mit zu machen. ›Ja‹, sagte der Narr, ›das kommt mir schon recht – vergelt' es Gott!‹ und holte sie gleich ab in einem großmächtigen Kräben* und trug sie auf dem Rücken weg, talabwärts, wußte auch schon, was anfangen damit.
Am Necker unterm Kahlenstein fand er des Grafen Schäfer auf der Weid' und stellte seine Bürde ein wenig bei ihm ab, erzählte ihm, wie er den Dienst verscherzt und was er da trage. Hiermit hebt denn die Handlung an, und spricht sofort der Narr:
Ich bin jetzt alt und gichtbrüchig,
Und meine Sünden beißen mich;
Drum will ich baun ein Klösterlein
Und selber gehn zuerst hinein,
In angenehmer Schauenlichkeit*
Verdrönsgen* dieses Restlein Zeit.
Spricht der Schäfer:
Klöster bauen kost't halt viel Geld.
Der Narr:
Just darauf ist mein Sinn gestellt.
Hiezu bedarf es ein Heiltum*,
Daß alle Leut gleich laufen drum.
Ein Armes bringt sein Scherflein her,
Der Reich' schenkt Äcker, Hof, Wald und mehr.
Der Schäfer:
Solch Heiltum kriegen ist nichts Kleins.
Der Narr:
Hat mancher keins, er schnitzet eins.
Ich,