Ungekürztes Werk "Kabale und Liebe" von Friedrich Schiller (Seite 13)

Leben hab ich von Ihnen, ich werde keinen Augenblick anstehen, es ganz Ihrer Größe zu opfern. – Meine Ehre, Vater – wenn Sie mir diese nehmen, so war es ein leichtfertiges Schelmenstück mir das Leben zu geben, und ich muß den Vater wie den Kuppler verfluchen.

PRÄSIDENT freundlich, indem er ihn auf die Achsel klopft: Brav, lieber Sohn. Jetzt seh ich, daß du ein ganzer Kerl bist, und der besten Frau im Herzogtum würdig. – Sie soll dir werden – Noch diesen Mittag wirst du dich mit der Gräfin von Ostheim verloben.

FERDINAND aufs neue betreten: Ist diese Stunde bestimmt, mich ganz zu zerschmettern?

PRÄSIDENT einen laurenden Blick auf ihn werfend: Wo doch hoffentlich deine Ehre nichts einwenden wird?

FERDINAND: Nein mein Vater. Friederike von Ostheim könnte jeden andern zum Glücklichsten machen. Vor sich, in höchster Verwirrung: Was seine Bosheit an meinem Herzen noch ganz ließ, zerreißt seine Güte.

PRÄSIDENT noch immer kein Aug von ihm wendend: Ich warte auf deine Dankbarkeit, Ferdinand –

FERDINAND stürzt auf ihn zu und küßt ihm feurig die Hand: Vater! Ihre Gnade entflammt meine ganze Empfindung – Vater! meinen heißesten Dank für Ihre herzliche Meinung – Ihre Wahl ist untadelhaft – aber – ich kann – ich darf – Bedauern Sie mich – Ich kann die Gräfin nicht lieben.

PRÄSIDENT tritt einen Schritt zurück: Holla! Jetzt hab ich den jungen Herrn. Also in diese Falle ging er, der listige Heuchler – Also es war nicht die Ehre, die dir die Lady verbot? – Es war nicht die Person sondern die Heurat die du verabscheutest? –

Ferdinand steht zuerst wie versteinert, dann fährt er auf, und will fortrennen.

PRÄSIDENT: Wohin? Halt! Ist das der Respekt den du mir schuldig bist? Der Major kehrt zurück. Du bist bei der Lady gemeldet. Der Fürst hat mein Wort. Stadt und Hof wissen es richtig. – Wenn du mich zum Lügner machst, Junge – vor dem Fürsten – der Lady – der Stadt – dem Hof mich zum Lügner machst – Höre Junge – oder wenn ich hinter gewisse Historien komme: – Halt! Holla! Was bläst so auf einmal das Feuer in deinen Wangen aus?

FERDINAND schneeblaß und zitternd: Wie? Was? Es ist gewiß nichts, mein Vater!

PRÄSIDENT einen fürchterlichen Blick auf ihn heftend: Und wenn es was ist – und wenn ich die Spur finden sollte, woher diese Widersetzlichkeit stammt? – – Ha Junge! der bloße Verdacht schon bringt mich zum Rasen. Geh den Augenblick. Die Wachparade fängt an. Du wirst bei der Lady sein, sobald die Parole gegeben ist – Wenn ich auftrete, zittert ein Herzogtum. Laß doch sehen, ob mich ein Starrkopf von Sohn meistert. Er geht und kommt noch einmal wieder. Junge, ich sage dir, du wirst dort sein, oder fliehe meinen Zorn. Er geht ab.

FERDINAND erwacht aus einer dumpfen Betäubung: Ist er weg? War das eines Vaters Stimme? – Ja! ich will zu ihr – will hin – will ihr Dinge sagen, will ihr einen Spiegel vorhalten – Nichtswürdige! und wenn du auch noch dann meine Hand verlangst – Im Angesicht des versammelten Adels, des

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