Biographie Robert Walser (Seite 4)

„Wenn ich reich wäre, würde ich keineswegs um die Welt reisen. […] Mich würde eher die Tiefe, die Seele, als die Ferne und Weite locken. Das Naheliegende zu untersuchen würde mich reizen. Ich kaufte auch gar nichts. […] Nie im Leben würde es mir einfallen, in eine Droschke zu steigen. Das tun Leute, die es entweder eilig haben oder nobel tun wollen. Ich aber würde weiter gar nicht nobel tun wollen, und eilig hätte ich es schon ganz und gar nicht.“

Worum handelt es sich hier? Um eine Aufruf zu Bescheidenheit und noblem Verhalten? Oder genau um das Gegenteil: die Vorstellung Jakobs, dass er, wenn er die Armut erst einmal abgeschüttelt hätte, nur noch tun würde, wonach ihm der Sinn steht? Der Leser weiß es nicht, wird von genau dieser Rätselhaftigkeit der Figur aber immer tiefer in den Text hineingezogen.

Robert Walsers eigene finanzielle Lage entwickelt sich schließlich deutlich zu seinen Ungunsten. Das ausgelassene Künstlerleben in Berlin bekommt einen schalen Beigeschmack. Seine Romane kommen zwar bei der Kritik gut an und werden von den Schriftstellerkollegen gepriesen – Hermann Hesse, Franz Kafka, Robert Musil und Kurt Tucholsky etwa zählen zu Walsers begeisterten Lesern. Beim Publikum hat er jedoch nur vorübergehend Erfolg. Nachdem die Erstauflagen der Bücher schnell vergriffen sind, sinken die Verkaufszahlen und Walser gerät in Schwierigkeiten. Er zieht sich aus der Gesellschaft zurück, vernichtet das Manuskript zu einem vierten Roman und scheitert mit weiteren Vorhaben. Aus Geldnot und mit dem Gefühl, gescheitert zu sein, kehrt er 1913 in seine Heimatstadt Biel zurück.

In den nächsten zehn Jahren ist Walsers Fleiß zunächst ungebrochen. Er schreibt hauptsächlich für Zeitschriften, in denen er nun eigenwillige 'Prosastückli' veröffentlicht: genreübergreifende Mischtexte, die mal Glosse, mal Anekdote, mal Essay, mal Phantasie oder Ideenskizze und meist alles auf einmal sind. Die zeitgenössischen Leser sind nicht offen für derart moderne Freigeistigkeit und verlangen in Leserbriefen sogar die Absetzung dieses 'Unfugs'. Wann immer Walser nicht schreibt oder schläft, gibt er sich seiner großen Leidenschaft hin – dem Spazierengehen. Für den schweizerischen Huber-Verlag schreibt er dabei gewonnene Eindrücke unter dem Titel Der Spaziergang nieder; die akute Geldnot lässt sich aber auch dadurch nicht mehr abwenden.

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