Kurzinhalt, Zusammenfassung "Die Welt von Gestern" von Stefan Zweig (Seite 2)

Ein vollständiges Kapitel widmet Zweig seiner Kritik an der verklemmten Sexualmoral um die Jahrhundertwende. Er kommentiert die Körperfeindlichkeit der Gesellschaft, die scheinheiligen sittlichen Konventionen und die Verurteilung bei deren Missachtung – während die Prostitution gleichzeitig floriert wie nie. Zweig stellt im Rückblick auf seine Jugend fest: „[D]er bürgerliche Kalender stimmte keineswegs mit dem der Natur überein.“

Dem universitären Betrieb gegenüber zeigt Zweig kaum Sympathie. Er studiert letztlich um der Familienehre willen. Die akademische Freiheit nutzt er lediglich, um den Vorlesungen fernzubleiben und geht stattdessen lieber seiner Beschäftigung mit Kunst und Literatur nach. Er berichtet von der Begegnung mit dem Feuilletonredakteur Theodor Herzl und der damit einhergehenden ersten Auseinandersetzung mit dem Zionismus. Von der Veröffentlichung seines Gedichtbands bleibt ihm offenbar die Reaktion des von ihm verehrten Rilke besonders in Erinnerung. Jener sendet ihm einen Sonderdruck seiner eigenen Gedichte. „Wo mag er heute sein?“ fragt sich Zweig retrospektiv während seines im Prozess des Schreibens andauernden Exils.

Als prägend für seine Universitätsjahre beschreibt er außerdem seinen Aufenthalt in Berlin und die Absicht, Bohème „zu leben“ sowie seinen bleibenden Wunsch, die Wahrung seiner „inneren Freiheit“ zu verwirklichen. Nach dem Bericht vom eher halbherzig absolvierten Studium folgt die Beschreibung ausgedehnter Reisen. Zunächst in das überschwänglich gelobte Paris und in das von ihm offenbar eher enttäuschend empfundene London. Er vermeidet bewusst, sich „in Wien festzuwohnen“, so Zweig. – Es folgen Darstellungen seiner Besuche in Amerika, Indien und Afrika.

Mit der Überschrift ‚Glanz und Schatten über Europa’ kennzeichnet Zweig eine bedeutende zeitgeschichtliche Wende. Detailliert stellt er den Zusammenbruch des „Weltvertrauens“ und den Glauben an den technischen Fortschritt dar und versucht, zu erklären, wie es zum Ersten Weltkrieg kommt. Er erinnert sich, wie er die Ermordung Franz Ferdinands erlebt, und betont, dass er sich der anfänglichen Massenhysterie selbst nicht entziehen kann. In diesem Zusammenhang schildert er die Verschiedenheiten und Ähnlichkeiten der Kriegsbeginne von 1914 und 1939. Seine eigene Parteilosigkeit in dieser politisierten Zeit begründet er mit seinem Kosmopolitismus und beschreibt, wie stattdessen seine Motivation für die Vermittlung einer künftigen Völkerverständigung heranwächst. Dazu trägt nicht zuletzt seine Begegnung mit dem Franzosen Romain Rolland bei, mit dem ihn ein bis in das Exil andauernder Briefwechsel verbindet.

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