Kurzinhalt, Zusammenfassung "Die Welt von Gestern" von Stefan Zweig (Seite 3)

Als einschneidendes Erlebnis betrachtet Zweig in der Retrospektive, dass er an der Schweizer Grenze unvermittelt Zeuge der Emigration Kaiser Karls wird, woran er eine ausführliche Schilderung der Nachkriegszeit anschließt. Dargestellt werden die grotesken Zustände während der Inflation unter Nennung einiger Beispiele, so die Relation einer Jahresmiete zum gleichen Preis eines Mittagessens. Ebenso wie die bestehende Armut erwähnt Zweig auch den Zusammensturz der autoritären Strukturen der Vorkriegsgesellschaft sowie die Anfänge der avantgardistischen Strömungen in Kunst und Literatur. „Alle Werte waren verändert und nicht nur im Materiellen“, meint Zweig, der die neuen Verhältnisse zu diesem Zeitpunkt offenbar auch mit Zuversicht betrachtet.

Die während eines Italienbesuchs beobachteten Zeichen des Faschismus markiert der Autor als die von ihm zuerst festgestellten Warnsignale für eine erneut aufstrebende politische Massenbewegung. Parallel zu seinem schriftstellerischen Erfolg und den zahlreichen Besuchen namhafter Schriftsteller in seinem Salzburger Wohnsitz entwickeln sich die ersten nationalsozialistischen Strömungen, so Zweig. ‚Sonnenuntergang’ ist der Titel des Kapitels, in dem er den Niedergang seiner Karriere beschreibt und den Aufstieg des Dritten Reiches nachvollzieht – zu einem Zeitpunkt, als er selbst verschiedene Länder bereist, um „für die geistige Einheit Europas“ einzutreten. Während ihm seine Existenz gesicherter als je zuvor erscheint, gelangt Adolf Hitler an die Macht. Zweig schildert die Dichte der Ereignisse: Machtergreifung, Reichstagsbrand, Judenboykott und schließlich die Bücherverbrennung. Seine eigene Situation währenddessen stellt er im Kontext seiner Rolle als erfolgreicher, einerseits deutschsprachiger, andererseits jüdischer Schriftsteller dar. Nicht ohne Stolz erwähnt er die Schwierigkeiten, die er den Nationalsozialisten mit seinem Libretto für Richard Strauss bereitet: Hitler selbst trifft die Entscheidung über die ‚Aufführbarkeit’ der Oper.

Seine Emigration stellt Zweig als Resultat verschiedener Begebenheiten dar: Er zählt seinen direkten Blick auf Hitlers Ferienresidenz zur anderen Seite des Salzburger Tals auf, sowie die Unmittelbarkeit des politischen Geschehens in der Grenzstadt und nennt zuletzt auch die polizeilich angeordnete Hausdurchsuchung in seinem Haus als Auslöser. Des Weiteren spricht er vom „subversiven Druck des ungeduldigen Deutschlands“ im Zusammenhang mit der Entscheidung, seine Heimat dauerhaft zu verlassen und – obgleich ihm während seiner Studienzeit England weniger gut gefällt– nach London überzusiedeln.

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