Ungekürztes Werk "Faust 2" von Johann Wolfgang Goethe (Seite 62)

style="margin-left:1.0cm;">Nun meiner Königin gewonnen,

Das früh an ihr hinaufgeblickt,

Als mit Eurotas’ Schilfgeflüster

Sie leuchtend aus der Schale brach,

Der hohen Mutter, dem Geschwister

Das Licht der Augen überstach.

Dies Land, allein zu dir gekehret,

Entbietet seinen höchsten Flor;

Dem Erdkreis, der dir angehöret,

Dein Vaterland, o zieh es vor!

Und duldet auch auf seiner Berge Rücken

Das Zackenhaupt der Sonne kalten Pfeil,

Läßt nun der Fels sich angegrünt erblicken,

Die Ziege nimmt genäschig kargen Teil.

Die Quelle springt, vereinigt stürzen Bäche,

Und schon sind Schluchten, Hänge, Matten grün.

Auf hundert Hügeln unterbrochner Fläche

Siehst Wollenherden ausgebreitet ziehn.

Verteilt, vorsichtig-abgemessen schreitet

Gehörntes Rind hinan zum jähen Rand;

Doch Obdach ist den sämtlichen bereitet:

Zu hundert Höhlen wölbt sich Felsenwand.

Pan schützt sie dort, und Lebensnymphen wohnen

In buschiger Klüfte feucht-erfrischtem Raum,

Und, sehnsuchtsvoll nach höhern Regionen,

Erhebt sich zweighaft Baum gedrängt an Baum.

Altwälder sinds! Die Eiche starret mächtig,

Und eigensinnig zackt sich Ast an Ast;

Der Ahorn, mild, von süßem Safte trächtig,

Steigt rein empor und spielt mit seiner Last.

Und mütterlich im stillen Schattenkreise

Quillt laue Milch bereit für Kind und Lamm;

Obst ist nicht weit, der Ebnen reife Speise,

Und Honig trieft vom ausgehöhlten Stamm.

Hier ist das Wohlbehagen erblich,

Die Wange heitert wie der Mund,

Ein jeder ist an seinem Platz unsterblich:

Sie sind zufrieden und gesund.

Und so entwickelt sich am reinen Tage

Zu Vaterkraft das holde Kind.

Wir staunen drob; noch immer bleibt die Frage:

Obs Götter, ob es Menschen sind!

So war Apoll den Hirten zugestaltet,

Daß ihm der schönsten einer glich;

Denn wo Natur im reinen Kreise waltet,

Ergreifen alle Welten sich.

Neben ihr sitzend.

So ist es mir, so ist es dir gelungen;

Vergangenheit sei hinter uns getan!

O fühle dich vom höchsten Gott entsprungen!

Der ersten Welt gehörst du einzig an.

Nicht feste Burg soll dich umschreiben!

Noch zirkt in ewiger Jugendkraft,

Für uns zu wonnevollem Bleiben,

Arkadien in Spartas Nachbarschaft.

Gelockt, auf selgem Grund zu wohnen,

Du flüchtetest ins heiterste Geschick!

Zur Laube wandeln sich die Thronen:

Arkadisch frei sei unser Glück!

 

Der Schauplatz verwandelt sich durchaus

 

An eine Reihe von Felsenhöhlen lehnen sich geschlossne Lauben.

Schattiger Hain bis an die rings umgebende Felsensteile hinan.

Faust und Helena werden nicht gesehen. Der Chor liegt schlafend

verteilt umher.

PHORKYAS. Wie lange Zeit die Mädchen schlafen, weiß ich nicht;

Ob sie sich träumen ließen, was ich hell und klar

Vor Augen sah, ist ebenfalls mir unbekannt.

Drum weck ich sie. Erstaunen soll das junge Volk,

Ihr Bärtigen auch, die ihr dadrunten sitzend harrt,

Glaubhafter Wunder Lösung endlich anzuschaun.

Hervor! hervor! und schüttelt eure Locken rasch!

Schlaf aus den Augen! Blinzt nicht so und hört mich an!

CHOR.

Rede nur! erzähl, erzähle, was sich Wunderlichs begeben!

Hören möchten wir am liebsten, was wir gar nicht glauben können;

Denn wir haben lange Weile, diese Felsen anzusehn.

PHORKYAS.

Kaum die Augen ausgerieben, Kinder, langeweilt ihr schon?

So vernehmt: in diesen Höhlen, diesen Grotten, diesen Lauben

Schutz und Schirmung war verliehen, wie idyllischem Liebespaare,

Unserm

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