Ungekürztes Werk "Faust 2" von Johann Wolfgang Goethe (Seite 90)

das Höllenbrauch?

So haltet stand und laßt sie streuen!

An seinen Platz ein jeder Gauch!

Sie denken wohl, mit solchen Blümeleien

Die heißen Teufel einzuschneien;

Das schmilzt und schrumpft vor eurem Hauch.

Nun pustet, Püstriche! – Genug, genug!

Vor eurem Broden bleicht der ganze Flug.

Nicht so gewaltsam! schließet Maul und Nasen!

Fürwahr, ihr habt zu stark geblasen.

Daß ihr doch nie die rechten Maße kennt!

Das schrumpft nicht nur: es bräunt sich, dorrt, es brennt!

Schon schwebts heran mit giftig-klaren Flammen:

Stemmt euch dagegen, drängt euch fest zusammen! –

Die Kraft erlischt! dahin ist aller Mut!

Die Teufel wittern fremde Schmeichelglut.

CHOR DER ENGEL. Blüten, die seligen,

Flammen, die fröhlichen,

Liebe verbreiten sie,

Wonne bereiten sie,

Herz wie es mag.

Worte, die wahren,

Äther im klaren

Ewigen Scharen

Überall Tag!

MEPHISTOPHELES. O Fluch! o Schande solchen Tröpfen!

Satane stehen auf den Köpfen,

Die Plumpen schlagen Rad auf Rad

Und stürzen ärschlings in die Hölle.

Gesegn euch das verdiente heiße Bad!

Ich aber bleib auf meiner Stelle. –

Sich mit den schwebenden Rosen herumschlagend.

Irrlichter, fort! Du leuchte noch so stark,

Du bleibst, gehascht, ein ekler Gallertquark.

Was flatterst du? Willst du dich packen! –

Es klemmt wie Pech und Schwefel mir im Nacken.

CHOR DER ENGEL. Was euch nicht angehört,

Müsset ihr meiden!

Was euch das Innre stört

Dürft ihr nicht leiden!

Dringt es gewaltig ein,

Müssen wir tüchtig sein.

Liebe nur Liebende

Führet herein!

MEPHISTOPHELES.

Mir brennt der Kopf, das Herz, die Leber brennt!

Ein überteuflisch Element!

Weit spitziger als Höllenfeuer! –

Drum jammert ihr so ungeheuer,

Unglückliche Verliebte! die, verschmäht,

Verdrehten Halses nach der Liebsten späht.

Auch mir! Was zieht den Kopf auf jene Seite?

Bin ich mit ihr doch in geschwornem Streite!

Der Anblick war mir sonst so feindlich scharf.

Hat mich ein Fremdes durch und durch gedrungen?

Ich mag sie gerne sehn, die allerliebsten Jungen;

Was hält mich ab, daß ich nicht fluchen darf? –

Und wenn ich mich betören lasse,

Wer heißt denn künftighin der Tor? –

Die Wetterbuben, die ich hasse,

Sie kommen mir doch gar zu lieblich vor! –

Ihr schönen Kinder, laßt mich wissen:

Seid ihr nicht auch von Luzifers Geschlecht?

Ihr seid so hübsch: fürwahr, ich möcht euch küssen!

Mir ists, als kämt ihr eben recht.

Es ist mir so behaglich, so natürlich,

Als hätt ich euch schon tausendmal gesehn,

So heimlich-kätzchenhaft begierlich:

Mit jedem Blick aufs neue schöner schön!

O nähert euch, o gönnt mir einen Blick!

CHOR DER ENGEL.

Wir kommen schon, warum weichst du zurück?

Wir nähern uns, und wenn du kannst, so bleib!

Die Engel nehmen, umherziehend, den ganzen Raum ein.

MEPHISTOPHELES, der ins Proszenium gedrängt wird.

Ihr scheltet uns verdammte Geister

Und seid die wahren Hexenmeister;

Denn ihr verführet Mann und Weib. –

Welch ein verfluchtes Abenteuer!

Ist dies das Liebeselement?

Der ganze Körper steht in Feuer,

Ich fühle kaum, daß es im Nacken brennt. –

Ihr schwanket hin und her: so senkt euch nieder!

Ein bißchen weltlicher bewegt die holden Glieder!

Fürwahr, der Ernst steht euch recht schön;

Doch möcht

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