Ungekürztes Werk "Faust 2" von Johann Wolfgang Goethe (Seite 89)

style="margin-left:11.35pt;">Des schlechten Leichnams ekles Haus nicht lassen;

Die Elemente, die sich hassen,

Die treiben sie am Ende schmählich fort.

Und wenn ich Tag und Stunden mich zerplage,

Wann? wie? und wo? das ist die leidige Frage;

Der alte Tod verlor die rasche Kraft:

Das Ob sogar ist lange zweifelhaft!

Oft sah ich lüstern auf die starren Glieder:

Es war nur Schein! das rührte, das regte sich wieder.

Phantastisch-flügelmännische Beschwörungsgebärden.

Nur frisch heran! verdoppelt euren Schritt,

Ihr Herrn vom graden, Herrn vom krummen Horne!

Von altem Teufelsschrot und -korne,

Bringt ihr zugleich den Höllenrachen mit!

Zwar hat die Hölle Rachen viele! viele!

Nach Standsgebühr und Würden schlingt sie ein;

Doch wird man auch bei diesem letzten Spiele

Inskünftige nicht so bedenklich sein.

Der greuliche Höllenrachen tut sich links auf.

Eckzähne klaffen; dem Gewölb des Schlundes

Entquillt der Feuerstrom in Wut,

Und in dem Siedequalm des Hintergrundes

Seh ich die Flammenstadt in ewiger Glut.

Die rote Brandung schlägt hervor bis an die Zähne,

Verdammte, Rettung hoffend, schwimmen an;

Doch kolossal zerknirscht sie die Hyäne,

Und sie erneuen ängstlich heiße Bahn.

In Winkeln bleibt noch vieles zu entdecken:

So viel Erschrecklichstes im engsten Raum!

Ihr tut sehr wohl, die Sünder zu erschrecken;

Sie haltens doch für Lug und Trug und Traum.

Zu den Dickteufeln vom kurzen, graden Horne.

Nun, wanstige Schuften mit den Feuerbacken,

Ihr glüht so recht vom Höllenschwefel feist!

Klotzartige, kurze, nie bewegte Nacken!

Hier unten lauert, obs wie Phosphor gleißt!

Das ist das Seelchen, Psyche mit den Flügeln:

Die rupft ihr aus, so ists ein garstiger Wurm!

Mit meinem Stempel will ich sie besiegeln,

Dann fort mit ihr im Feuerwirbelsturm!

Paßt auf die niedern Regionen,

Ihr Schläuche! das ist eure Pflicht.

Obs ihr beliebte, da zu wohnen,

So akkurat weiß man das nicht.

Im Nabel ist sie gern zu Haus:

Nehmt es in acht, sie wischt euch dort heraus!

Zu den Dürrteufeln vom langen, krummen Horne.

Ihr Firlefanze, flügelmännische Riesen,

Greift in die Luft! versucht euch ohne Rast!

Die Arme strack, die Klauen scharf gewiesen,

Daß ihr die Flatternde, die Flüchtige faßt!

Es ist ihr sicher schlecht im alten Haus,

Und das Genie, es will gleich obenaus.

Glorie von oben rechts.

HIMMLISCHE HEERSCHAR. Folget, Gesandte,

Himmelsverwandte,

Gemächlichen Flugs:

Sündern vergeben,

Staub zu beleben!

Allen Naturen

Freundliche Spuren

Wirket im Schweben

Des weilenden Zugs!

MEPHISTOPHELES. Mißtöne hör ich! garstiges Geklimper,

Von oben kommts mit unwillkommnem Tag:

Es ist das bübisch-mädchenhafte Gestümper,

Wie frömmelnder Geschmack sichs lieben mag.

Ihr wißt, wie wir in tiefverruchten Stunden

Vernichtung sannen menschlichem Geschlecht:

Das Schändlichste, was wir erfunden,

Ist ihrer Andacht eben recht.

Sie kommen gleisnerisch, die Laffen!

So haben sie uns manchen weggeschnappt!

Bekriegen uns mit unsern eignen Waffen:

Es sind auch Teufel, doch verkappt.

Hier zu verlieren, wär euch ewge Schande;

Ans Grab heran und haltet fest am Rande!

CHOR DER ENGEL Rosen streuend.

Rosen, ihr blendenden,

Balsam versendenden!

Flatternde, schwebende,

Heimlich belebende

Zweigleinbeflügelte,

Knospenentsiegelte,

Eilet zu blühn!

Frühling entsprieße,

Purpur und Grün!

Tragt Paradiese

Dem Ruhenden hin!

MEPHISTOPHELES zu den Satanen.

Was duckt und zuckt ihr? ist

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