Ungekürztes Werk "Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand" von Johann Wolfgang Goethe (Seite 46)

der Götz tät; er hat immer für einen rechtschaffnen Ritter gegolten. Auf! Auf! wir ziehen nach Heilbronn zu. Ruft's herum!

METZLER: Das Feuer leucht uns noch eine gute Strecke. Hast du den großen Kometen gesehen?

LINK: Ja. Das ist ein grausam erschrecklich Zeichen! Wenn wir die Nacht durch ziehen, können wir ihn recht sehen. Er geht gegen eins auf.

METZLER: Und bleibt nur fünf Viertelstunden. Wie ein gebogner Arm mit einem Schwert sieht er aus, so blutgelbrot.

LINK: Hast du die drei Stern gesehen an des Schwerts Spitze und Seite?

METZLER: Und der breite wolkenfärbige Streif mit tausend und tausend Striemen wie Spieß', und dazwischen wie kleine Schwerter.

LINK: Mir hat's gegraust. Wie das alles so bleichrot, und darunter viel feurige helle Flamme, und dazwischen die grausamen Gesichter mit rauchen Häuptern und Bärten!

METZLER: Hast du die auch gesehen? Und das zwitzert alles so durcheinander, als läg's in einem blutigen Meere, und arbeitet durcheinander, daß einem die Sinne vergehn!

LINK: Auf! Auf! Ab.

Feld

Man sieht in der Ferne zwei Dörfer brennen und ein Kloster. Kohl. Wild. Max Stumpf. Haufen.

MAX STUMP: Ihr könnt nicht verlangen, daß ich euer Hauptmann sein soll. Für mich und euch wär's nichts nütze. Ich bin Pfalzgräfischer Diener; wie sollt ich gegen meinen Herrn führen? Ihr würdet immer wähnen, ich tät nicht von Herzen.

KOHL: Wußten wohl, du würdest Entschuldigung finden.

Götz, Lerse, Georg kommen.

GÖTZ: Was wollt ihr mit mir?

KOHL: Ihr sollt unser Hauptmann sein.

GÖTZ: Soll ich mein ritterlich Wort dem Kaiser brechen und aus meinem Bann gehen?

WILD: Das ist keine Entschuldigung.

GÖTZ: Und wenn ich ganz frei wäre und ihr wollt handeln wie bei Weinsberg an den Edeln und Herrn und so forthausen, wie ringsherum das Land brennt und blutet, und ich sollt euch behülflich sein zu euerm schändlichen rasenden Wesen – eher sollt ihr mich totschlagen wie einen wütigen Hund, als daß ich euer Haupt würde!

KOHL: Wäre das nicht geschehen, es geschähe vielleicht nimmermehr.

STUMPF: Das war eben das Unglück, daß sie keinen Führer hatten, den sie geehrt und der ihrer Wut Einhalt tun können. Nimm die Hauptmannschaft an, ich bitte dich, Götz. Die Fürsten werden dir Dank wissen, ganz Deutschland. Es wird zum Besten und Frommen aller sein. Menschen und Länder werden geschont werden.

GÖTZ: Warum übernimmst du's nicht?

STUMPF: Ich hab mich von ihnen losgesagt.

KOHL: Wir haben nicht Sattelhenkens Zeit und langer unnötiger Diskurse. Kurz und gut: Götz, sei unser Hauptmann, oder sieh zu deinem Schloß und deiner Haut. Und hiermit zwei Stunden Bedenkzeit. Bewacht ihn!

GÖTZ: Was braucht's das! Ich bin so gut entschlossen – jetzt als darnach. Warum seid ihr ausgezogen? Eure Rechte und Freiheiten wiederzuerlangen? Was wütet ihr und verderbt das Land! Wollt ihr abstehen von allen Übeltaten und handeln als wackre Leute, die wissen, was sie wollen, so will ich euch behülflich sein zu euern Forderungen und auf acht Tag euer Hauptmann sein.

WILD: Was geschehen ist, ist in der ersten Hitz geschehen, und braucht's deiner nicht, uns künftig zu hindern.

KOHL: Auf ein Vierteljahr wenigstens mußt du uns zusagen.

STUMPF: Macht vier Wochen, damit könnt ihr beide zufrieden sein.

GÖTZ: Meinetwegen.

KOHL: Eure Hand!

GÖTZ: Und gelobt

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