Ungekürztes Werk "Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand" von Johann Wolfgang Goethe (Seite 48)

quälen und mich. Haben sie ihm nicht feierlich zugesagt, keine Tathandlungen mehr zu unternehmen wie die bei Weinsberg? Hört ich sie nicht selbst halb reuig sagen: wenn's nicht geschehen wär, geschäh's vielleicht nie? Müßten nicht Fürsten und Herrn ihm Dank wissen, wenn er freiwillig Führer eines unbändigen Volks geworden wäre, um ihrer Raserei Einhalt zu tun und so viel Menschen und Besitztümer zu schonen?

ELISABETH: Du bist ein liebevoller Advokat. – Wenn sie ihn gefangennähmen, als Rebell behandelten und sein graues Haupt – Lerse, ich möchte von Sinnen kommen.

LERSE: Sende ihrem Körper Schlaf, lieber Vater der Menschen, wenn du ihrer Seele keinen Trost geben willst!

ELISABETH: Georg hat versprochen, Nachricht zu bringen. Er wird auch nicht dürfen, wie er will. Sie sind ärger als gefangen. Ich weiß, man bewacht sie wie Feinde. Der gute Georg! Er wollte nicht von seinem Herrn weichen.

LERSE: Das Herz blutete mir, wie er mich von sich schickte. Wenn Ihr nicht meiner Hülfe bedürftet, alle Gefahren des schmählichsten Todes sollten mich nicht von ihm getrennt haben.

ELISABETH: Ich weiß nicht, wo Sickingen ist. Wenn ich nur Marien einen Boten schicken könnte.

LERSE: Schreibt nur, ich will dafür sorgen. Ab.

Bei einem Dorf

Götz. Georg.

GÖTZ: Geschwind zu Pferde, Georg! Ich sehe Miltenberg brennen. Halten sie so den Vertrag! Reit hin, sag ihnen die Meinung. Die Mordbrenner! Ich sage mich von ihnen los. Sie sollen einen Zigeuner zum Hauptmann machen, nicht mich. Geschwind, Georg!

Georg ab.

Wollt, ich wäre tausend Meilen davon und läg im tiefsten Turn, der in der Türkei steht. Könnt ich mit Ehren von ihnen kommen! Ich fahr ihnen alle Tag durch den Sinn, sag ihnen die bittersten Wahrheiten, daß sie mein müde werden und mich erlassen sollen.

Ein Unbekannter.

UNBEKANNTER: Gott grüß Euch, sehr edler Herr.

GÖTZ: Gott dank Euch. Was bringt Ihr? Euern Namen?

UNBEKANNTER: Der tut nichts zur Sache. Ich komme, Euch zu sagen, daß Euer Kopf in Gefahr ist. Die Anführer sind müde, sich von Euch so harte Worte geben zu lassen, haben beschlossen, Euch aus dem Weg zu räumen. Mäßigt Euch oder seht zu entwischen, und Gott geleit Euch. Ab.

GÖTZ: Auf diese Art dein Leben zu lassen, Götz, und so zu enden! Es sei drum! So ist mein Tod der Welt das sicherste Zeichen, daß ich nichts Gemeines mit den Hunden gehabt habe.

Einige Bauern.

ERSTER BAUER: Herr! Herr! Sie sind geschlagen, sie sind gefangen.

GÖTZ: Wer?

ZWEITER BAUER: Die Miltenberg verbrannt haben. Es zog sich ein Bündischer Trupp hinter dem Berg hervor und überfiel sie auf einmal.

GÖTZ: Sie erwartet ihr Lohn. – O Georg! Georg! – Sie haben ihn mit den Bösewichtern gefangen. – Mein Georg! Mein Georg! –

Anführer kommen.

LINK: Auf, Herr Hauptmann, auf! Es ist nicht Säumens Zeit. Der Feind ist in der Nähe und mächtig.

GÖTZ: Wer verbrannte Miltenberg?

METZLER: Wenn Ihr Umstände machen wollt, so wird man Euch weisen, wie man keine macht.

KOHL: Sorgt für unsere Haut und Eure. Auf! Auf!

GÖTZ zu Metzler: Drohst du mir? Du Nichtswürdiger! Glaubst du, daß du mir fürchterlicher bist, weil des Grafen von Helfenstein Blut an deinen Kleidern klebt?

METZLER: Berlichingen!

GÖTZ: Du darfst meinen

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