Ungekürztes Werk "Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand" von Johann Wolfgang Goethe (Seite 49)

Namen nennen, und meine Kinder werden sich dessen nicht schämen.

METZLER: Mit dir feigem Kerl! Fürstendiener!

Götz haut ihn über den Kopf, daß er stürzt. Die andern treten dazwischen.

KOHL: Ihr seid rasend. Der Feind bricht auf allen Seiten rein, und ihr hadert!

LINK: Auf! Auf!

Tumult und Schlacht.

Weislingen. Reiter.

WEISLINGEN: Nach! Nach! Sie fliehen. Laßt euch Regen und Nacht nicht abhalten. Götz ist unter ihnen, hör ich. Wendet Fleiß an, daß ihr ihn erwischt. Er ist schwer verwundet, sagen die Unsrigen.

Die Reiter ab.

Und wenn ich dich habe! – Es ist noch Gnade, wenn wir heimlich im Gefängnis dein Todesurteil vollstrecken. – So verlischt er vor dem Andenken der Menschen, und du kannst freier atmen, törichtes Herz. Ab.

Nacht, im wilden Wald

Zigeunerlager.

Zigeunermutter am Feuer.

ZIGEUNERMUTTER: Flick das Strohdach über der Grube, Tochter, gibt hint nacht noch Regen genug.

Knab kommt.

KNAB: Ein Hamster, Mutter. Da! Zwei Feldmäus.

MUTTER: Will sie dir abziehen und braten, und sollst eine Kapp haben von den Fellchen. – Du blutst?

KNAB: Hamster hat mich bissen.

MUTTER: Hol mir dürr Holz, daß das Feuer loh brennt, wenn dein Vater kommt; wird naß sein durch und durch.

Andre Zigeunerin, ein Kind auf dem Rücken.

ERSTE ZIGEUNERIN: Hast du brav geheischen?

ZWEITE ZIGEUNERIN: Wenig genug. Das Land ist voll Tumult herum, daß man seins Lebens nicht sicher ist. Brennen zwei Dörfer lichterloh.

ERSTE ZIGEUNERIN: Ist das dort drunten Brand, der Schein? Seh ihm schon lang zu. Man ist die Feuerzeichen am Himmel zeither so gewohnt worden.

Zigeunerhauptmann, drei Gesellen kommen.

HAUPTMANN: Hört ihr den Wilden Jäger?

ERSTER ZIGEUNER: Er zieht grad über uns hin.

HAUPTMANN: Wie die Hunde bellen! Wau! Wau!

ZWEITER ZIGEUNER: Die Peitschen knallen.

DRITTER ZIGEUNER: Die Jäger jauchzen holla ho!

MUTTER: Bringt ja des Teufels sein Gepäck!

HAUPTMANN: Haben im trüben gefischt. Die Bauern rauben selbst, ist's uns wohl vergönnt.

ZWEITE ZIGEUNERIN: Was hast du, Wolf?

WOLF: Einen Hasen, da, und einen Hahn. Ein Bratspieß. Ein Bündel Leinwand. Drei Kochlöffel und ein Pferdzaum.

STICKS: Ein wullen Deck hab ich, ein Paar Stiefeln, und Zunder und Schwefel.

MUTTER: Ist alles pudelnaß, wollen's trocknen, gebt her.

HAUPTMANN: Horch, ein Pferd! Geht! Seht, was ist.

Götz zu Pferd.

GÖTZ: Gott sei Dank! dort seh ich Feuer, sind Zigeuner. Meine Wunden verbluten, die Feinde hinterher. Heiliger Gott, du endigst gräßlich mit mir!

HAUPTMANN: Ist's Friede, daß du kommst?

GÖTZ: Ich flehe Hülfe von Euch. Meine Wunden ermatten mich. Helft mir vom Pferd!

HAUPTMANN: Helf ihm! Ein edler Mann, an Gestalt und Wort.

WOLF leise: Es ist Götz von Berlichingen.

HAUPTMANN: Seid willkommen! Alles ist Euer, was wir haben.

GÖTZ: Dank Euch.

HAUPTMANN: Kommt in mein Zelt.

Hauptmanns Zelt

Hauptmann. Götz.

HAUPTMANN: Ruft der Mutter, sie soll Blutwurzel bringen und Pflaster.

Götz legt den Harnisch ab.

HAUPTMANN: Hier ist mein Feiertagswams.

GÖTZ: Gott lohn's.

Mutter verbindt ihn.

HAUPTMANN: Ist mir herzlich lieb, Euch zu haben.

GÖTZ: Kennt Ihr mich?

HAUPTMANN: Wer sollte Euch nicht kennen! Götz, unser Leben und Blut lassen wir für Euch.

Schricks.

SCHRICKS: Kommen durch den Wald Reiter. Sind Bündische.

HAUPTMANN: Eure Verfolger! Sie sollen nit bis zu Euch kommen! Auf, Schricks! Biete den andern! Wir kennen die Schliche besser als sie, wir schießen sie nieder, eh sie uns gewahr werden. Ab.

GÖTZ allein: O Kaiser! Kaiser! Räuber beschützen

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