Ungekürztes Werk "Der Abentheuerliche Simplicissimus Teutsch" von Hans Jakob Christoph von Grimmelshausen (Seite 6)

alles unter dir,

Ja was die Erd nur bringt herfür,

Wovon ernähret wird das Land,

Geht dir anfänglich durch die Hand.

Der Kaiser, den uns Gott gegeben,

Uns zu beschützen, muß doch leben

Von deiner Hand; auch der Soldat,

Der dir doch zufügt manchen Schad.

Fleisch zu der Speis zeugst auf allein,

Von dir wird auch gebaut der Wein,

Dein Pflug der Erden tut so not,

Daß sie uns gibt genugsam Brod.

Die Erde wär ganz wild durchaus,

Wann du auf ihr nicht hieltest Haus,

Ganz traurig auf der Welt es stünd,

Wenn man kein Bauersmann mehr fünd.

Drum bist du billich hoch zu ehrn,

Weil du uns alle tust ernährn.

Die Natur liebt dich selber auch,

Gott segnet deinen Baurenbrauch.

Vom bitterbösen Podagram

Hört man nicht, daß an Bauren kam,

Das doch den Adel bringt in Not,

Und manchen Reichen gar in Tod.

Der Hoffart bist du sehr befreit,

Absonderlich zu dieser Zeit,

Und daß sie auch nicht sei dein Herr,

So gibt dir Gott des Kreuzes mehr.

Ja der Soldaten böser Brauch

Dient gleichwohl dir zum besten auch,

Daß Hochmut dich nicht nehme ein,

Sagt er: Dein Hab und Gut ist mein.

Bis hierher und nicht weiter kam ich mit meinem Gesang, dann ich ward gleichsam in einem Augenblick von einem Truppen Courassierer samt meiner Herd Schaf umgeben, welche im großen Wald verirret gewesen und durch meine Musik und Hirtengeschrei wieder zurecht gebracht worden waren.

Hoho, gedachte ich, dies seind die rechte Käuz! dies seind die vierbeinigte Schelmen und Dieb, davon dir dein Knan sagte, da ich sahe anfänglich Roß und Mann (wie hiebevor die Amerikaner die spanische Kavallerei) vor ein einzige Kreatur an, und vermeinte nicht anders, als es müßten Wölfe sein, wollte derowegen diesen schröcklichen Centauris den Hundssprung weisen und sie wieder abschaffen; ich hatte aber zu solchem End meine Sackpfeife kaum aufgeblasen, da erdappte mich einer aus ihnen beim Flügel, und schleudert mich so ungestüm auf ein leer Baurenpferd, so sie neben andern mehr auch erbeutet hatten, daß ich auf der andern Seiten wieder herab auf meine liebe Sackpfeife fallen mußte, welche so erbärmlich anfieng zu schreien, als wann sie alle Welt zu Barmherzigkeit bewegen hätte wollen: aber es half nichts, wiewohl sie den letzten Atem nicht sparete, mein Ungefäll zu beklagen, ich mußte einmal wieder zu Pferd, Gott geb was meine Sackpfeife sang oder sagte; und was mich zum meisten verdroß, war dieses, daß die Reuter vorgaben, ich hätte der Sackpfeife im Fallen wehe getan, darum sie dann so ketzerlich geschrieen hätte; also gieng meine Mähr mit mir dahin, in einem stetigen Trab, wie das primum mobile, bis in meines Knans Hof. Wunderseltsame Dauben stiegen mir damals ins Hirn, dann ich bildete mir ein, weil ich auf einem solchen Tier säße, dergleichen ich niemals gesehen hatte, so würde ich auch in einen eisernen Kerl verändert werden, weil aber solche Verwandlung nicht folgte, kamen mir andere Grillen in Kopf; ich gedachte, diese fremde Dinger wären nur zu dem Ende da, mir die Schafe helfen heimzutreiben, sintemal keiner von ihnen keines hinwegfraß, sondern alle so einhellig, und zwar des geraden Wegs, meines Knans Hof zueileten. Derowegen sahe ich mich fleißig nach meinem Knan um, ob er und mein Meuder

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