Ungekürztes Werk "Atta Troll. Ein Sommernachtstraum" von Heinrich Heine (Seite 26)

Caput XXIV

In dem Tal von Ronceval,

Auf demselben Platz, wo weiland

Des Caroli Magni Neffe

Seine Seele ausgeröchelt,

Dorten fiel auch Atta Troll,

Fiel durch Hinterhalt, wie jener,

Den der ritterliche Judas,

Ganelon von Mainz, verraten.

Ach! das Edelste im Bären,

Das Gefühl der Gattenliebe,

Ward ein Fallstrick, den Uraka

Listig zu benutzen wußte.

Das Gebrumm der schwarzen Mumma

Hat sie nachgeäfft, so täuschend,

Daß der Atta Troll gelockt ward

Aus der sichern Bärenhöhle –

Wie auf Sehnsuchtsflügeln lief er

Durch das Tal, stand zärtlich schnopernd

Manchmal still vor einem Felsen,

Glaubt, die Mumma sei versteckt dort –

Ach! versteckt war dort Laskaro

Mit der Flinte; dieser schoß ihn

Mitten durch das frohe Herz –

Quoll hervor ein roter Blutstrom.

Mit dem Kopfe wackelt’ er

Eingemal, doch endlich stürzt’ er

Stöhnend nieder, zuckte gräßlich –

»Mumma!« war sein letzter Seufzer.

Also fiel der edle Held.

Also starb er. Doch unsterblich

Nach dem Tode auferstehn

Wird er in dem Lied des Dichters.

Auferstehn wird er im Liede,

Und sein Ruhm wird kolossal

Auf vierfüßigen Trochäen

Über diese Erde stelzen.

Der Bavarenkönig setzt ihm

In Walhalla einst ein Denkmal,

Und darauf, im Wittelsbacher

Lapidarstil, auch die Inschrift:

»Atta Troll, Tendenzbär; sittlich

Religiös; als Gatte brünstig;

Durch Verführtsein von dem Zeitgeist,

Waldursprünglich Sanskülotte;

Sehr schlecht tanzend, doch Gesinnung

Tragend in der zottgen Hochbrust;

Manchmal auch gestunken habend;

Kein Talent, doch ein Charakter!«

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