Ungekürztes Werk "Die Elixiere des Teufels" von E. T. A. Hoffmann (Seite 127)

Blick, aus dem ein ganzer Himmel voll Liebe und Seligkeit strahlte, die Hand, ich zog sie an meine Brust, und mit dem Kuß des reinsten Entzückens durchdrang mich aufs neue das deutliche Gefühl, daß nur durch Aurelien meine Seele errettet werden könne. Ein fürstlicher Bedienter meldete, daß die Herrschaft bereit sei, uns zu empfangen. Aurelie zog schnell die Handschuhe an, ich nahm ihren Arm, da bemerkte das Kammermädchen, daß das Haar in Unordnung gekommen sei, sie sprang fort, um Nadeln zu holen. Wir warteten an der Türe, der Aufenthalt schien Aurelien unangenehm. In dem Augenblick entstand ein dumpfes Geräusch auf der Straße, hohle Stimmen riefen durcheinander, und das dröhnende Gerassel eines schweren, langsam rollenden Wagens ließ sich vernehmen. Ich eilte ans Fenster! – Da stand eben vor dem Palast der vom Henkersknecht geführte Leiterwagen, auf dem der Mönch rückwärts saß, vor ihm ein Kapuziner, laut und eifrig mit ihm betend. Er war entstellt von der Blässe der Todesangst und dem struppigen Bart – doch waren die Züge des gräßlichen Doppeltgängers mir nur zu kenntlich. – Sowie der Wagen, augenblicklich gehemmt durch die andrängende Volksmasse, wieder fortrollte, warf er den stieren entsetzlichen Blick der funkelnden Augen zu mir herauf und lachte und heulte herauf: »Bräutigam, Bräutigam! ... Komm ... komm aufs Dach ... aufs Dach ... da wollen wir ringen miteinander, und wer den andern herabstößt, ist König und darf Blut trinken!« Ich schrie auf: »Entsetzlicher Mensch! ... Was willst du ... was willst du von mir?« – Aurelie umfaßte mich mit beiden Armen, sie riß mich mit Gewalt vom Fenster, rufend: »Um Gottes und der Heiligen Jungfrau willen! ... Sie führen den Medardus ... den Mörder meines Bruders, zum Tode ... Leonard ... Leonard!« – Da wurden die Geister der Hölle in mir wach und bäumten sich auf mit der Gewalt, die ihnen verliehen über den frevelnden verruchten Sünder. – Ich erfaßte Aurelien mit grimmiger Wut, daß sie zusammenzuckte: »Ha ha ha ... wahnsinniges, törichtes Weib ... ich ... ich, dein Buhle, dein Bräutigam, bin der Medardus ... bin deines Bruders Mörder ... du, Braut des Mönchs, willst Verderben herabwinseln über deinen Bräutigam? Ho ho ho! ... ich bin König ... ich trinke dein Blut!« – Das Mordmesser riß ich heraus – ich stieß nach Aurelien, die ich zu Boden fallen ließ – ein Blutstrom sprang hervor über meine Hand. – Ich stürzte die Treppen hinab, durch das Volk hin zum Wagen, ich riß den Mönch herab und warf ihn zu Boden; da wurde ich festgepackt, wütend stieß ich mit dem Messer um mich herum – ich wurde frei – ich sprang fort – man drang auf mich ein, ich fühlte mich in der Seite durch einen Stich verwundet, aber das Messer in der rechten Hand und mit der linken kräftige Faustschläge austeilend, arbeitete ich mich durch bis an die nahe Mauer des Parks, die ich mit einem fürchterlichen Satz übersprang. »Mord! ... Mord! ... Haltet ... haltet den Mörder!« riefen Stimmen hinter mir her, ich hörte es rasseln, man

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