Ungekürztes Werk "Die Elixiere des Teufels" von E. T. A. Hoffmann (Seite 136)
der besonderen Geistesfunktion, die man Bewußtsein nennt und die nichts anders ist als die verfluchte Tätigkeit eines verdammten Toreinnehmers – Acciseoffizianten – Oberkontrollassistenten, der sein heilloses Kontor im Oberstübchen aufgeschlagen hat und zu aller Ware, die hinaus will, sagt: ›Hei ... hei ... die Ausfuhr ist verboten! ... Im Lande, im Lande bleibt's.‹ – Die schönsten Juwelen werden wie schnöde Saatkörner in die Erde gesteckt, und was emporschießt, sind höchstens Runkelrüben, aus denen die Praxis mit tausend Zentner schwerem Gewicht eine Viertelunze übelschmeckenden Zuckers preßt! ... Hei, hei ... und doch sollte jene Ausfuhr einen Handelsverkehr begründen mit der herrlichen Gottesstadt da droben, wo alles stolz und herrlich ist. – Gott im Himmel! Herr! Allen meinen teuer erkauften Puder à la Marechal oder à la Pompadour oder à la reine de Golconde hätte ich in den Fluß geworfen, wo er am tiefsten ist, hätte ich nur wenigstens durch Transitohandel ein Quentlein Sonnenstäubchen von dorther bekommen können, um die Perücken höchst gebildeter Professoren und Schulkollegen zu pudern, zuvörderst aber meine eigne! – Was sage ich? Hätte mein Damon Ihnen, ehrwürdigster aller ehrwürdigen Mönche, statt des flohfarbnen Fracks einen Sonnenmatin umhängen können, in dem die reichen, übermütigen Bürger der Gottesstadt zu Stuhle gehen, wahrhaftig, es wäre, was Anstand und Würde betrifft, alles anders gekommen; aber so hielt Sie die Welt für einen gemeinen glebae adscriptus und den Teufel für Ihren Cousin germain.« – Schönfeld war aufgestanden und ging oder hüpfte vielmehr, stark gestikulierend und tolle Gesichter schneidend, von einer Ecke des Zimmers zur andern. Er war im vollen Zuge, wie gewöhnlich sich in der Narrheit durch die Narrheit zu entzünden, ich faßte ihn daher bei beiden Händen und sprach: »Willst du dich denn durchaus statt meiner hier einbürgern? Ist es dir denn nicht möglich, nach einer Minute verständigen Ernstes das Possenhafte zu lassen?« Er lächelte auf seltsame Weise und sagte: »Ist wirklich alles so albern, was ich spreche, wenn mir der Geist kommt?« – »Das ist ja eben das Unglück«, erwiderte ich, »daß deinen Fratzen oft tiefer Sinn zugrunde liegt, aber du vertrödelst und verbrämst alles mit solch buntem Zeuge, daß ein guter, in echter Farbe gehaltener Gedanke lächerlich und unscheinbar wird, wie ein mit scheckigen Fetzen behängtes Kleid. – Du kannst wie ein Betrunkener nicht auf gerader Schnur gehen, du springst hinüber und herüber – deine Richtung ist schief!« – »Was ist Richtung«, unterbrach mich Schönfeld leise und fortlächelnd mit bittersüßer Miene. »Was ist Richtung, ehrwürdiger Kapuziner? Richtung setzt ein Ziel voraus, nach dem wir unsere Richtung nehmen. Sind Sie Ihres Ziels gewiß, teurer Mönch? – Fürchten Sie nicht, daß Sie bisweilen zuwenig Katzenhirn zu sich genommen, statt dessen aber im Wirtshause neben der gezogenen Schnur zuviel Spirituöses genossen und nun wie ein schwindliger Turmdecker zwei Ziele sehen, ohne zu wissen, welches das rechte? – Überdem, Kapuziner, vergib es meinem Stande, daß ich das Possenhafte als eine angenehme Beimischung, spanischen Pfeffer zum Blumenkohl, in mir trage. Ohne das ist ein Haarkünstler eine erbärmliche Figur, ein armseliger Dummkopf, der das Privilegium in