Ungekürztes Werk "Die Elixiere des Teufels" von E. T. A. Hoffmann (Seite 166)

einst Euphemie in jener verhängnisvollen Nacht kredenzte, und unwillkürlich, ohne deutlichen Gedanken, goß ich ihn aus in den linken Ärmel meines Habits, indem ich, wie von der Ampel geblendet, die linke Hand vor die Augen hielt. »Wohl bekomm es Euch«, rief der Dominikaner, indem er mich schnell zur Türe hinausschob. – Man warf mich in den Wagen, der zu meiner Verwunderung leer war, er zog mit mir von dannen. Die Schrecken der Nacht, die geistige Anspannung, der tiefe Schmerz über den unglücklichen Cyrill warfen mich in einen betäubten Zustand, so daß ich mich, ohne zu widerstehen, hingab, als man mich aus dem Wagen her ausriß und ziemlich unsanft auf den Boden fallen ließ. Der Morgen brach an, und ich sah mich an der Pforte des Kapuzinerklosters liegen, dessen Glocke ich, als ich mich aufgerichtet hatte, anzog. Der Pförtner erschrak über mein bleiches, verstörtes Aussehen und mochte dem Prior die Art, wie ich zurückgekommen, gemeldet haben, denn gleich nach der Frühmesse trat dieser mit besorglichem Blick in meine Zelle. Auf sein Fragen erwiderte ich nur im allgemeinen, daß der Tod dessen, den ich absolvieren müssen, zu gräßlich gewesen sei, um mich nicht im Innersten aufzuregen, aber bald konnte ich vor dem wütenden Schmerz, den ich am linken Arme empfand, nicht weiterreden, ich schrie laut auf. Der Wundarzt des Klosters kam, man riß mir den fest am Fleisch klebenden Ärmel herab und fand den ganzen Arm wie von einer ätzenden Materie zerfleischt und zerfressen. – »Ich habe Wein trinken sollen – ich habe ihn in den Ärmel gegossen«, stöhnte ich, ohnmächtig von der entsetzlichen Qual! – »Ätzendes Gift war in dem Weine«, rief der Wundarzt und eilte, Mittel anzuwenden, die wenigstens bald den wütenden Schmerz linderten. Es gelang der Geschicklichkeit des Wundarztes und der sorglichen Pflege, die mir der Prior angedeihen ließ, den Arm, der erst abgenommen werden sollte, zu retten, aber bis auf den Knochen dorrte das Fleisch ein, und alle Kraft der Bewegung hatte der feindliche Schierlingstrank gebrochen. »Ich sehe nur zu deutlich«, sprach der Prior, »was es mit jener Begebenheit, die Euch um Euern Arm brachte, für eine Bewandtnis hat. Der fromme Bruder Cyrillus verschwand aus unserm Kloster und aus Rom auf unbegreifliche Weise, und auch Ihr, lieber Bruder Medardus, werdet auf dieselbe Weise verlorengehen, wenn Ihr Rom nicht als bald verlasset. Auf verschiedene verdächtige Weise erkundigte man sich nach Euch während der Zeit, als Ihr krank lagt, und nur meiner Wachsamkeit und der Einigkeit der frommgesinnten Brüder möget Ihr es verdanken, daß Euch der Mord nicht bis in Eure Zelle verfolgte. So wie Ihr überhaupt mir ein verwunderlicher Mann zu sein scheint, den überall verhängnisvolle Bande umschlingen, so seid Ihr auch seit der kurzen Zeit Eures Aufenthalts in Rom gewiß wider Euern Willen viel zu merkwürdig geworden, als daß es gewissen Personen nicht wünschenswert sein sollte, Euch aus dem Wege zu räumen. Kehrt zurück in Euer Vaterland, in Euer Kloster! – Friede sei mit Euch!« –

Ich fühlte wohl, daß, solange ich mich in Rom befände, mein Leben in

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