Ungekürztes Werk "Die Elixiere des Teufels" von E. T. A. Hoffmann (Seite 164)

Cyrillus erkannte. Ein himmlisches verklärtes Lächeln überflog sein Gesicht. »So haben mich«, fing er mit matter Stimme an, »die entsetzlichen Diener der Hölle, welche hier hausen, doch nicht getäuscht. Durch sie erfuhr ich, daß du, mein lieber Bruder Medardus, dich in Rom befändest, und als ich mich so sehnte nach dir, weil ich großes Unrecht an dir verübt habe, da versprachen sie mir, sie wollten dich zu mir führen in der Todesstunde. Die ist nun wohl gekommen, und sie haben Wort gehalten.« Ich kniete nieder bei dem frommen ehrwürdigen Greis, ich beschwor ihn, mir nur vor allen Dingen zu sagen, wie es möglich gewesen sei, ihn einzukerkern, ihn zum Tode zu verdammen. »Mein lieber Bruder Medardus«, sprach Cyrill, »erst nachdem ich reuig bekannt, wie sündlich ich aus Irrtum an dir gehandelt, erst wenn du mich mit Gott versöhnt, darf ich von meinem Elende, von meinem irdischen Untergange zu dir reden! – Du weißt, daß ich und mit mir unser Kloster dich für den verruchtesten Sünder gehalten; die ungeheuersten Frevel hattest du – so glaubten wir – auf dein Haupt geladen, und ausgestoßen hatten wir dich aus aller Gemeinschaft. Und doch war es nur ein verhängnisvoller Augenblick, in dem der Teufel dir die Schlinge über den Hals warf und dich fortriß von der heiligen Stätte in das sündliche Weltleben. Dich um deinen Namen, um dein Kleid, um deine Gestalt betrügend, beging ein teuflischer Heuchler jene Untaten, die dir beinahe den schmachvollen Tod des Mörders zugezogen hätten. Die ewige Macht hat es auf wunderbare Weise offenbart, daß du zwar leichtsinnig sündigtest, indem dein Trachten darauf ausging, dein Gelübde zu brechen, daß du aber rein bist von jenen entsetzlichen Freveln. Kehre zurück in unser Kloster, Leonardus, die Brüder werden dich, den verloren Geglaubten, mit Liebe und Freudigkeit aufnehmen. – O Medardus ...!« – Der Greis, von Schwäche übermannt, sank in eine tiefe Ohnmacht. Ich widerstand der Spannung, die seine Worte, welche eine neue wunderbare Begebenheit zu verkünden schienen, in mir erregt hatten, und nur an ihn, an das Heil seiner Seele denkend, suchte ich, von allen andern Hilfsmitteln entblößt, ihn dadurch ins Leben zurückzurufen, daß ich langsam und leise Kopf und Brust mit meiner rechten Hand anstrich, eine in unsern Klöstern übliche Art, Todkranke aus der Ohnmacht zu wecken. Cyrillus erholte sich bald und beichtete mir, er, der Fromme, dem freveligen Sünder! – Aber es war, als würde, indem ich den Greis, dessen höchste Vergehen nur in Zweifeln bestanden, die ihm hie und da aufgestoßen, absolvierte, von der hohen ewigen Macht ein Geist des Himmels in mir entzündet und als sei ich nur das Werkzeug, das körpergewordene Organ, dessen sich jene Macht bediene, um schon hienieden zu dem noch nicht entbundenen Menschen menschlich zu reden. Cyrillus hob den andachtsvollen Blick zum Himmel und sprach: »Oh, mein Bruder Medardus, wie haben mich deine Worte erquickt! – Froh gehe ich dem Tode entgegen, den mir verruchte Bösewichter bereitet! Ich falle, ein Opfer der gräßlichsten Falschheit und Sünde, die den Thron des dreifach Gekrönten umgibt.«

Ich vernahm

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