Ungekürztes Werk "Die Elixiere des Teufels" von E. T. A. Hoffmann (Seite 163)

Pforte des Klosters öffnen und einen Wagen dumpf über das Pflaster des Hofes hereinrollen hörte. Bald darauf kam es den Gang herauf; man klopfte an meine Zelle, ich öffnete und erblickte den Pater Guardian, dem ein tief vermummter Mann mit einer Fackel folgte. »Bruder Medardus«, sprach der Guardian, »ein Sterbender verlangt in der Todesnot Euern geistlichen Zuspruch und die Letzte Ölung. Tut, was Eures Amtes ist, und folgt diesem Mann, der Euch dorthin führen wird, wo man Eurer bedarf.« – Mich überlief ein kalter Schauer, die Ahnung, daß man mich zum Tode führen wolle, regte sich in mir auf; doch durfte ich mich nicht weigern und folgte daher dem Vermummten, der den Schlag des Wagens öffnete und mich nötigte einzusteigen. Im Wagen fand ich zwei Männer, die mich in ihre Mitte nahmen. Ich frug, wo man mich hinführen wolle, wer gerade von mir Zuspruch und Letzte Ölung verlange. – Keine Antwort! In tiefem Schweigen ging es fort durch mehrere Straßen. Ich glaubte an dem Klange wahrzunehmen, daß wir schon außerhalb Roms waren, doch bald vernahm ich deutlich, daß wir durch ein Tor und dann wieder durch gepflasterte Straßen fuhren. Endlich hielt der Wagen, und schnell wurden mir die Hände gebunden, und eine dicke Kappe fiel über mein Gesicht. »Euch soll nichts Böses widerfahren«, sprach eine rauhe Stimme, »nur schweigen müßt Ihr über alles, was Ihr sehen und hören werdet, sonst ist Euer augenblicklicher Tod gewiß.« –

Man hob mich aus dem Wagen, Schlösser klirrten, und ein Tor dröhnte auf in schweren, ungefügigen Angeln. Man führte mich durch lange Gänge und endlich Treppen hinab – tiefer und tiefer. Der Schall der Tritte überzeugte mich, daß wir uns in Gewölben befanden, deren Bestimmung der durchdringende Totengeruch verriet. Endlich stand man still – die Hände wurden mir losgebunden, die Kappe mir vom Kopfe gezogen. Ich befand mich in einem geräumigen, von einer Ampel schwach beleuchteten Gewölbe, ein schwarz vermummter Mann, wahrscheinlich derselbe, der mich hergeführt hatte, stand neben mir, rings umher saßen auf niedrigen Bänken Dominikanermönche. Der grauenhafte Traum, den ich einst in dem Kerker träumte, kam mir in den Sinn, ich hielt meinen qualvollen Tod für gewiß, doch blieb ich gefaßt und betete inbrünstig im stillen, nicht um Rettung, sondern um ein seliges Ende. Nach einigen Minuten düstern, ahnungsvollen Schweigens trat einer der Mönche auf mich zu und sprach mit dumpfer Stimme: »Wir haben einen Eurer Ordensbrüder gerichtet, Medardus, das Urteil soll vollstreckt werden. Von Euch, einem heiligen Manne, erwartet er Absolution und Zuspruch im Tode! – Geht und tut, was Eures Amts ist.« Der Vermummte, welcher neben mir stand, faßte mich unter den Arm und führte mich weiter fort durch einen engen Gang in ein kleines Gewölbe. Hier lag in einem Winkel auf dem Strohlager ein bleiches, abgezehrtes, mit Lumpen behängtes Gerippe. Der Vermummte setzte die Lampe, die er mitgebracht, auf den steinernen Tisch in die Mitte des Gewölbes und entfernte sich.

Ich nahte mich dem Gefangenen, er drehte sich mühsam nach mir um; ich erstarrte, als ich die ehrwürdigen Züge des frommen

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