Ungekürztes Werk "Die Elixiere des Teufels" von E. T. A. Hoffmann (Seite 161)
Disputation voraus, und David bewies überaus künstlich und gelehrt, warum er den furchtbaren Gegner totschmeißen müsse und werde. Belcampo ließ alle Muskeln seines Gesichts wie knisternde Lauffeuer spielen, und dabei schlugen die Riesenärmchen nach dem kleiner als kleinen David, der geschickt unterzuducken wußte und dann hie und da, ja selbst aus Goliaths eigner Mantelfalte, zum Vorschein kam. Endlich flog der Kiesel an Goliaths Haupt, er sank hin, und die Decke fiel.
Ich lachte immer mehr, durch Belcampos tollen Genius gereizt, überlaut, da klopfte jemand leise auf meine Schulter. Ein Abbate stand neben mir. »Es freut mich«, fing er an, »daß Ihr, mein ehrwürdiger Herr, nicht die Lust am Irdischen verloren habt. Beinahe traute ich Euch, nachdem ich Eure merkwürdigen Andachtsübungen gesehen, nicht mehr zu, daß Ihr über solche Torheiten zu lachen vermöchtet.« Es war mir so, als der Abbate dieses sprach, als müßte ich mich meiner Lustigkeit schämen, und unwillkürlich sprach ich, was ich gleich darauf schwer bereute, gesprochen zu haben. »Glaubt mir, mein Herr Abbate«, sagte ich, »daß dem, der in dem buntesten Wogenspiel des Lebens ein rüstiger Schwimmer war, nie die Kraft gebricht, aus dunkler Flut aufzutauchen und mutig sein Haupt zu erheben.« Der Abbate sah mich mit blitzenden Augen an. »Ei«, sprach er, »wie habt Ihr das Bild so gut erfunden und ausgeführt. Ich glaube Euch jetzt zu kennen ganz und gar und bewundere Euch aus tiefstem Grunde meiner Seele.« – »Ich weiß nicht, mein Herr, wie ein armer, büßender Mönch Eure Bewunderung zu erregen vermochte!« – »Vortrefflich, Ehrwürdigster! – Ihr fallt zurück in Eure Rolle! – Ihr seid des Papstes Liebling?« – »Dem hochheiligen Statthalter des Herrn hat es gefallen, mich seines Blicks zu würdigen. – Ich habe ihn verehrt im Staube, wie es der Würde, die ihm die ewige Macht verlieh, als sie himmlisch reine Tugend bewährt fand in seinem Innern, geziemt.« – »Nun, du ganz würdiger Vasall an dem Thron des dreifach Gekrönten, du wirst tapfer tun, was deines Amtes ist! – Aber glaube mir, der jetzige Statthalter des Herrn ist ein Kleinod der Tugend gegen Alexander den Sechsten, und da magst du dich vielleicht verrechnet haben! – Doch – spiele deine Rolle – ausgespielt ist bald, was munter und lustig begann. – Lebt wohl, mein sehr ehrwürdiger Herr!«
Mit gellendem Hohngelächter sprang der Abbate von dannen, erstarrt blieb ich stehen. Hielt ich seine letzte Äußerung mit meinen eigenen Bemerkungen über den Papst zusammen, so mußte es mir wohl klar aufgehen, daß er keineswegs der nach dem Kampf mit dem Tier gekrönte Sieger war, für den ich ihn gehalten, und ebenso mußte ich auf entsetzliche Weise mich überzeugen, daß wenigstens dem eingeweihten Teil des Publikums meine Buße als ein heuchlerisches Bestreben erschienen war, mich auf diese oder jene Weise aufzuschwingen. Verwundet bis tief in das Innerste, kehrte ich in mein Kloster zurück und betete inbrünstig in der einsamen Kirche. Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen, und ich erkannte bald die Versuchung der finstern Macht, die mich aufs neue zu verstricken getrachtet hatte, aber