Ungekürztes Werk "Der Schimmelreiter" von Theodor Storm (Seite 11)

spann auch und sah mich an mit seinen grünen Augen! Und kroch ich, wenn's mir kalt wurde, in mein Bett – es dauerte nicht lang, so sprang er zu mir und legte sich auf meine frierenden Beine, und wir schliefen so warm mitsammen, als hätte ich noch meinen jungen Schatz im Bett!‹ Die Alte, als suche sie bei dieser Erinnerung nach Zustimmung, sah den neben ihr am Tische stehenden Alten mit ihren funkelnden Augen an.

Tede Haien aber sagte bedächtig: ›Ich weiß Ihr einen Rat, Trin Jans‹, und er ging nach seiner Schatulle und nahm eine Silbermünze aus der Schublade – ›Sie sagt, daß Hauke Ihr das Tier vom Leben gebracht hat, und ich weiß, Sie lügt nicht; aber hier ist ein Krontaler von Christian dem Vierten; damit kauf Sie sich ein gegerbtes Lammfell für Ihre kalten Beine! Und wenn unsere Katze nächstens Junge wirft, so mag Sie sich das größte davon aussuchen; das zusammen tut wohl einen altersschwachen Angorakater! Und nun nehm Sie das Vieh und bring Sie es meinethalb an den Racker in der Stadt, und halt Sie das Maul, daß es hier auf meinem ehrlichen Tisch gelegen hat!‹

Während dieser Rede hatte das Weib schon nach dem Taler gegriffen und ihn in einer kleinen Tasche geborgen, die sie unter ihren Röcken trug; dann stopfte sie den Kater wieder in das Bettbühr, wischte mit ihrer Schürze die Blutflecken von dem Tisch und stakte zur Tür hinaus. ›Vergiß Er mir nur den jungen Kater nicht!‹ rief sie noch zurück.

– – Eine Weile später, als der alte Haien in dem engen Stüblein auf und ab schritt, trat Hauke herein und warf seinen bunten Vogel auf den Tisch; als er aber auf der weiß gescheuerten Platte den noch kennbaren Blutfleck sah, frug er, wie beiläufig: ›Was ist denn das?‹

Der Vater blieb stehen: ›Das ist Blut, was du hast fließen machen!‹

Dem Jungen schoß es doch heiß ins Gesicht: ›Ist denn Trin Jans mit ihrem Kater hier gewesen?‹

Der Alte nickte: ›Weshalb hast du ihr den totgeschlagen?‹

Hauke entblößte seinen blutigen Arm. ›Deshalb‹, sagte er; ›er hatte mir den Vogel fortgerissen!‹

Der Alte sagte nichts hierauf; er begann eine Zeitlang wieder auf und ab zu gehen; dann blieb er vor dem Jungen stehen und sah eine Weile wie abwesend auf ihn hin. ›Das mit dem Kater hab ich rein gemacht‹, sagte er dann; ›aber, siehst du, Hauke, die Kate ist hier zu klein; zwei Herren können darauf nicht sitzen – es ist nun Zeit, du mußt dir einen Dienst besorgen!‹

›Ja, Vater‹, entgegnete Hauke; ›hab dergleichen auch gedacht.‹

›Warum?‹ frug der Alte.

›Ja, man wird grimmig in sich, wenn man's nicht an einem ordentlichen Stück Arbeit auslassen kann.‹

›So?‹ sagte der Alte, ›und darum hast du den Angorer totgeschlagen? Das könnte leicht noch schlimmer werden!‹

›Er mag wohl recht haben, Vater; aber der Deichgraf hat seinen Kleinknecht fortgejagt; das könnt ich schon verrichten!‹

Der Alte begann wieder auf und ab zu gehen und spritzte dabei die schwarze Tabaksjauche von sich; ›Der Deichgraf ist ein Dummkopf, dumm wie 'ne Saatgans!

Er ist nur Deichgraf, weil sein

Seiten