Literaturepoche Exil / Innere Emigration / Nazi-Literatur (Seite 5)

Für ihren Roman erhielt Langgässer posthum den Büchner-Preis, der 1947 an die ebenfalls aus Rheinhessen stammende Emigrantin Anna Seghers ging für ihren „Heimatroman aus Hitlerdeutschland" (Frank Benseler), den Exilroman „Das siebte Kreuz" (1942).

Aber auch sozialistische und antifaschistische Literatur konnte in der Illegalität produziert und vertrieben werden. So erschien die vom BPRS herausgegebene Literaturzeitschrift „Hieb und Stich" von 1933 bis 1935, und der neue Vorsitzende Jan Petersen (1906-1969), zugleich anonymes Redaktionsmitglied der in Prag erscheinenden Exilzeitschrift „Neue deutsche Blätter", schrieb den Tatsachenroman „Unsere Straße", eine Chronik des Lebens in einem Berliner Arbeiterviertel in den ersten Jahren des Dritten Reiches. Der Roman erschien erst 1936 in der Sowjetunion und der Schweiz. In einen Kuchen eingebacken gelangte das Manuskript über die Grenze, nachdem Petersen selbst die Flucht gelungen war. Bruno Apitz (1900-1979) schrieb im Konzentrationslager Buchenwald die Erzählung „Esther" (1944), Johann Esser (1896-1971) dichtete im Konzentrationslager Börgermoor das Lied von den Moorsoldaten. Durch die Veröffentlichung in Wolfgang Langhoffs (1901-1966) Lagerbericht „Die Moorsoldaten", der 1935 im Ausland erschien, wurde das Lied weltbekannt. Der Romanist Werner Krauss (1900-1076), Mitglied der Widerstandsorganisation „Rote Kapelle" schrieb im Zuchthaus „PLN. Die Passionen der halykonischen Seele"(gedruckt 1946), dessen Manuskript Mithäftlinge aus dem Zuchthaus Berlin-Plötzensee schmuggelten. Dieser Roman gehört zu den wichtigsten Beiträgen der im Dritten Reich entstandenen Widerstandsliteratur. Mitglieder der „Roten Kapelle" waren auch die Schriftsteller Adam Kuckhoff (1887-1943 hingerichtet) und Günther Weisenborn (1902-1969), die in den dreißiger Jahren noch veröffentlichen konnten. So beschrieb Kuckhoff in seinem Roman „Der Deutsche von Bayencourt" (1937) Beispiele des friedlichen Zusammenlebens verschiedener Völker. Weisenborn entschloss sich erst während des Krieges zum Widerstand. 1942 zum Tode verurteilt, schrieb er im Zuchthaus seinen autobiographischen Text „Memorial" (1948). Ebenfalls in Todeszellen entstanden die „Moabiter Sonette" (1946) des Geographen Albrecht Haushofer (1903-1945), Gedichte des Theologen Dietrich Bonhoeffer (1906-1945) und des führenden Kopfes der „Roten Kapelle", Harro Schulze-Boysen (1909-1942).

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