Literaturepoche Exil / Innere Emigration / Nazi-Literatur (Seite 7)
Die Literatur der Vertriebenen bildet keinen einheitlichen Bestand, wenngleich es natürlich weltanschauliche und literarische Gemeinsamkeiten gibt, allen voran die Gegnerschaft zum Nationalsozialismus. Dennoch war es nicht leicht, eine produktive Zusammenarbeit unter den antifaschistischen Exilautoren herzustellen. Die antifaschistisch-sozialistischen AutorInnen organisierten sich sehr früh in Paris und in Prag und schufen mit den Internationalen Kongressen zur Verteidigung der Kultur Foren für die Unterstützung der Volksfront in Frankreich und des Kampfes der Republikaner und der Internationalen Brigaden in Spanien, wo auch deutsche Emigranten kämpften. Weitere Emigrationszentren waren die Schweiz und die Sowjetunion, wo allerdings nicht wenige kommunistische Emigranten Opfer des Stalinismus wurden, sie wurden liquidiert wie Maria Osten (1908-1942) oder (nach dem Hitler-Stalin-Pakt) an die Nazis ausgeliefert wie Margarete Buber-Neumann (1901-1989). Mit der Ausdehnung des nationalsozialistischen Machtbereichs ab 1938 waren weitere Vertreibungen an der Tagesordnung, Internierungen in den besetzten Ländern, Auslieferungen an die Gestapo und Deportationen in Konzentrationslager. Außereuropäische Emigrationszentren entstanden mit Kriegsbeginn vor allem in Palästina, in den USA und in Mexiko.
Die Trennung von ihrem deutschsprachigen Publikum und die ganz geringen Veröffentlichungsmöglichkeiten schränkten die Arbeits- und Wirkungsmöglichkeiten der Schriftstellerinnen und Schriftsteller drastisch ein. Nur sehr wenige wie z.B. Thomas Mann (1875-1955), Franz Werfel (1890-1945) oder Vicki Baum konnten sich mit ihren Veröffentlichungen den Lebensunterhalt sichern, die meisten lebten unter materiell dürftigsten Bedingungen. Zeitschriften wie „Die Sammlung" (Amsterdam), „Neue deutsche Blätter" (Prag), „Das Wort" (Moskau) und Zeitungen wie das „Pariser Tageblatt" und „Der Aufbau" boten in begrenztem Umfang Publikationsmöglichkeiten. Verlage wie Querido und Allert de Lange (Amsterdam), Oprecht (Zürich), Berman-Fischer (Stockholm), El libro libre (Mexico) und Little/Brown (Boston) verlegten Bücher von Emigranten - darunter solche Weltbestseller wie den Roman „Das siebte Kreuz" (1942) von Anna Seghers (1900-1983).