Biographie Stefan Zweig

Von Margit Dirscherl

Stefan Zweig wird am 28. November 1881 in Wien als Sohn eines Großindustriellen und einer Bankierstochter geboren. Er wächst in einem großbürgerlichen Umfeld auf, als Teil der wohlhabenden assimilierten jüdischen Bevölkerung, einer Gesellschaftsschicht, die im Kaiserreich kulturell sehr einflussreich ist und aus der – noch vor Zweig – eine ganze Reihe von Literaten, wie Hugo von Hofmannsthal und Arthur Schnitzler, hervorgeht.

Bildung gilt für die bürgerliche Elite als das oberste Gut, insbesondere alles Französische wird im Wien des Fin de Siècle, von dem Zweig nachhaltig geprägt ist, mit Enthusiasmus aufgenommen. Als Gymnasiast streift er – so die Schilderungen in seinen Lebenserinnerungen – gemeinsam mit seinen Freunden durch die Wiener Kaffeehäuser, um Neuigkeiten von der Kunst- und Literaturszene zu erfahren. Gemäß seiner Herkunft aus dem Bildungsbürgertum wird von ihm erwartet, nach dem Abitur ein Studium zu beginnen. Diesem Wunsch entspricht Zweig; er entflieht dem strengen Umfeld seiner Familie allerdings, indem er sich in Wien eine eigene Wohnung nimmt, später in Berlin. Während dieser Jahre besucht er eher halbherzig Vorlesungen in Philosophie, Germanistik und Romanistik.

Vielmehr widmet sich Zweig dem Reisen, besucht Frankreich und Belgien, wo er sein Vorbild und seinen Mentor Emile Verhaeren kennen lernt. Seinen Abschluss an der Universität macht er quasi ‚nebenbei’ und bemüht sich stattdessen um den Aufbau einer Existenz als Schriftsteller. Bereits seit seinem Jugendalter schreibt er Gedichte, mit 19 Jahren veröffentlicht er seine erste Lyriksammlung Silberne Saiten: der Beginn seines literarischen Erfolgs.

Bald nach seinen ersten Veröffentlichungen – inzwischen verfasst er bevorzugt Novellen – gilt Zweig als etablierter Schriftsteller. Regelmäßig ist er außerdem als Journalist für das Feuilleton der Wiener Neuen Freien Presse tätig, er überträgt Werke fremdsprachiger Schriftsteller ins Deutsche und verbringt seine Freizeit im Café Griensteidl, dem Zentrum der damaligen Literatenszene. Mit der journalistischen Arbeit sichert er sich ein Einkommen – obgleich er aufgrund seiner Herkunft nicht auf ein solches angewiesen ist. Die finanzielle Freiheit nutzt Zweig, um Kontakte zu anderen Schriftstellern zu pflegen und ausgedehnte Reisen nach Amerika und Afrika zu unternehmen. Seine jüdischen Wurzeln betrachtet er als die Grundlage für die sich entwickelnde Identifikation seiner selbst als ein Kosmopolit; er schätzt sich selbst als prinzipiell frei von Bindungen an Österreich ein. Zur großen Begeisterung wird zu dieser Zeit das Sammeln von Autographen berühmter Persönlichkeiten, eine Leidenschaft, die der Grundstein für seine Freundschaft mit Anton Kippenberg ist. Der Gründer des Insel-Verlags gibt auch Zweigs Werke heraus.

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