Ungekürztes Werk "Faust 1" von Johann Wolfgang Goethe (Seite 40)

style="margin-left:11.35pt;">Ich bring ihn her.

MARTHE.            O tut das ja!

MEPHISTOPHELES. Und hier die Jungfrau ist auch da? –

Ein braver Knab! ist viel gereist,

Fräuleins alle Höflichkeit erweist.

MARGARETE. Müßte vor dem Herren schamrot werden.

MEPHISTOPHELES. Vor keinem Könige der Erden!

MARTHE. Da hinterm Haus in meinem Garten

Wollen wir der Herrn heut abend warten.

Straße

 

Faust, Mephistopheles.

 

FAUST. Wie ists? Wills fördern? wills bald gehn?

MEPHISTOPHELES. Ah bravo! Find ich Euch in Feuer?

In kurzer Zeit ist Gretchen Euer!

Heut abend sollt Ihr sie bei Nachbar' Marthen sehn:

Das ist ein Weib wie auserlesen

Zum Kuppler- und Zigeunerwesen!

FAUST. So recht!

MEPHISTOPHELES. Doch wird auch was von uns begehrt.

FAUST. Ein Dienst ist wohl des andern wert.

MEPHISTOPHELES. Wir legen nur ein gültig Zeugnis nieder,

Daß ihres Ehherrn ausgereckte Glieder

In Padua an heilger Stätte ruhn.

FAUST. Sehr klug! Wir werden erst die Reise machen müssen!

MEPHISTOPHELES. Sancta simplicitas! Darum ists nicht zu tun;

Bezeugt nur, ohne viel zu wissen!

FAUST. Wenn Er nichts Bessers hat, so ist der Plan zerrissen.

MEPHISTOPHELES. O heilger Mann! da wärt Ihrs nun!

Ist es das erstemal in Eurem Leben,

Daß Ihr falsch Zeugnis abgelegt?

Habt Ihr von Gott, der Welt, und was sich drin bewegt,

Vom Menschen, was sich ihm in Kopf und Herzen regt,

Definitionen nicht mit großer Kraft gegeben,

Mit frecher Stirne, kühner Brust?

Und wollt Ihr recht ins Innre gehen,

Habt Ihr davon – Ihr müßt es grad gestehen! –

So viel als von Herrn Schwerdtleins Tod gewußt?

FAUST. Du bist und bleibst ein Lügner, ein Sophiste.

MEPHISTOPHELES.

Ja, wenn mans nicht ein bißchen tiefer wüßte!

Denn morgen wirst, in allen Ehren,

Das arme Gretchen nicht betören

Und alle Seelenlieb ihr schwören?

FAUST. Und zwar von Herzen!

MEPHISTOPHELES.                 Gut und schön!

Dann wird von ewiger Treu und Liebe,

Von einzig-überallmächtgem Triebe –

Wird das auch so von Herzen gehn?

FAUST. Laß das! Es wird! – Wenn ich empfinde,

Für das Gefühl, für das Gewühl

Nach Namen suche, keinen finde,

Dann durch die Welt mit allen Sinnen schweife,

Nach allen höchsten Worten greife

Und diese Glut, von der ich brenne,

Unendlich, ewig, ewig nenne,

Ist das ein teuflisch Lügenspiel?

MEPHISTOPHELES. Ich hab doch recht!

FAUST.                                                      Hör! merk dir dies –

Ich bitte dich – und schone meine Lunge:

Wer recht behalten will und hat nur eine Zunge,

Behälts gewiß.

Und komm, ich hab des Schwätzens Überdruß,

Denn du hast recht, vorzüglich weil ich muß!

Garten

 

Margarete an Faustens Arm, Marthe mit Mephistopheles

auf und ab spazierend.

 

MARGARETE. Ich fühl es wohl, daß mich der Herr nur schont,

Herab sich läßt, mich zu beschämen.

Ein Reisender ist so gewohnt,

Aus Gütigkeit fürliebzunehmen;

Ich weiß zu gut, daß solch erfahrnen Mann

Mein arm Gespräch nicht unterhalten kann.

FAUST. Ein Blick von dir, Ein Wort mehr unterhält

Als alle Weisheit dieser Welt. Er küßt ihre Hand.

MARGARETE.

Inkommodiert Euch nicht! Wie könnt Ihr sie nur küssen?

Sie ist so garstig, ist so rauh!

Was hab ich nicht schon alles schaffen müssen!

Die Mutter ist gar zu genau. Gehn vorüber.

MARTHE. Und Ihr, mein Herr, Ihr reist so immer fort?

MEPHISTOPHELES. Ach, daß Gewerb und Pflicht

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