Ungekürztes Werk "Faust 2" von Johann Wolfgang Goethe (Seite 8)

empor.

Unter lustigen Gewinden,

In geschmückter Lauben Bucht,

Alles ist zugleich zu finden:

Knospe, Blätter, Blume, Frucht.

Unter Wechselgesang, begleitet von Gitarren und Theorben,

fahren beide Chöre fort, ihre Waren stufenweis in die Höhe zu

schmücken und auszubieten.

Mutter und Tochter.

MUTTER. Mädchen, als du kamst ans Licht,

Schmückt ich dich im Häubchen;

Warst so lieblich von Gesicht

Und so zart am Leibchen.

Dachte dich sogleich als Braut,

Gleich dem Reichsten angetraut,

Dachte dich als Weibchen.

Ach, nun ist schon manches Jahr

Ungenützt verflogen,

Der Sponsierer bunte Schar

Schnell vorbeigezogen!

Tanztest mit dem einen flink,

Gabst dem andern feinen Wink

Mit dem Ellenbogen.

Welches Fest man auch ersann,

Ward umsonst begangen:

Pfänderspiel und Dritter Mann

Wollten nicht verfangen;

Heute sind die Narren los:

Liebchen, öffne deinen Schoß!

Bleibt wohl einer hangen.

Gespielinnen, jung und schön, gesellen sich hinzu; ein vertrauliches

Geplauder wird laut.Fischer und Vogelsteller mit Netzen, Angeln

und Leimruten, auch sonstigem Geräte, treten auf, mischen sich unter

die schönen Kinder. Wechselseitige Versuche, zu gewinnen,

zu fangen, zu entgehen und festzuhalten, geben zu den angenehmsten

Dialogen Gelegenheit.

HOLZHAUER treten ein, ungestüm und ungeschlacht.

Nur Platz! nur Blöße!

Wir brauchen Räume:

Wir fällen Bäume,

Die krachen, schlagen,

Und wenn wir tragen,

Da gibt es Stöße.

Zu unserm Lobe

Bringt dies ins Reine;

Denn wirkten Grobe

Nicht auch im Lande,

Wie kämen Feine

Für sich zustande,

So sehr sie witzten?

Des seid belehret!

Denn ihr erfröret,

Wenn wir nicht schwitzten.

PULCINELLE täppisch, fast läppisch.

Ihr seid die Toren,

Gebückt geboren.

Wir sind die Klugen,

Die nie was trugen;

Denn unsre Kappen,

Jacken und Lappen

Sind leicht zu tragen,

Und mit Behagen

Wir immer müßig,

Pantoffelfüßig

Durch Markt und Haufen

Einherzulaufen,

Gaffend zu stehen,

Uns anzukrähen,

Auf solche Klänge

Durch Drang und Menge

Aalgleich zu schlüpfen,

Gesamt zu hüpfen,

Vereint zu toben.

Ihr mögt uns loben,

Ihr mögt uns schelten,

Wir lassens gelten.

PARASITEN schmeichelnd-lüstern.

Ihr wackern Träger

Und eure Schwäger,

Die Kohlenbrenner,

Sind unsre Männer;

Denn alles Bücken,

Bejahndes Nicken,

Gewundne Phrasen,

Das Doppelblasen

Das wärmt und kühlet,

Wies einer fühlet,

Was könnt es frommen?

Es möchte Feuer

Selbst ungeheuer

Vom Himmel kommen,

Gäb es nicht Scheite

Und Kohlentrachten,

Die Herdesbreite

Zur Glut entfachten.

Da bräts und prudelts,

Da kochts und strudelts!

Der wahre Schmecker,

Der Tellerlecker,

Er riecht den Braten,

Er ahnet Fische;

Das regt zu Taten

An Gönners Tische.

TRUNKNER unbewußt.

Sei mir heute nichts zuwider!

Fühle mich so frank und frei;

Frische Lust und heitre Lieder,

Holt ich selbst sie doch herbei.

Und so trink ich! trinke! trinke!

Stoßet an, ihr! Tinke-tinke!

Du dorthinten, komm heran!

Stoßet an, so ists getan.

Schrie mein Weibchen doch entrüstet,

Rümpfte diesem bunten Rock

Und, wie sehr ich mich gebrüstet,

Schalt mich einen Maskenstock.

Doch ich trinke! trinke! trinke!

Angeklungen! Tinke-tinke!

Maskenstöcke, stoßet an!

Wenn es klingt, so ists getan.

Saget nicht, daß ich verirrt bin!

Bin ich doch, wo mirs behagt.

Borgt der Wirt nicht, borgt die Wirtin,

Und am Ende borgt die Magd.

Immer trink ich! trinke! trinke!

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