Ungekürztes Werk "Der Abentheuerliche Simplicissimus Teutsch" von Hans Jakob Christoph von Grimmelshausen (Seite 148)
Wenigkeit außerhalb Herrendiensten in ichtwas zu gehorsamen die Gelegenheit haben, so werde ich sein
E. Exzell.
Allerdienstwilligster Diener
N. N.
Hierauf wurde in unserm Läger unterschiedlich von dem Ort diskuriert, dann solches liegen zu lassen, war gar nicht ratsam; zu stürmen ohn eine Presse, hätte viel Blut gekostet, und wäre doch noch mißlich gestanden, ob mans übermeistert hätte oder nicht; hätte man aber erst die Stück und alle Zugehör von Münster oder Hamm herholen sollen, so wäre gar viel Mühe, Zeit und Unkosten darauf geloffen. Indem man nun bei Großen und Kleinen ratschlagte, fiel mir ein, ich sollte mir diese Okkasion zunutz machen, um mich zu erledigen; also gebot ich meiner Witz zusammen und bedachte mich, wie man den Feind betrügen möchte, weils nur an den Stücken mangelte. Und weil mir gleich zufiele, wie der Sach zu tun sein möchte, ließ ich meinen Obristleutenant wissen, daß ich Anschläg hätte, durch welche der Ort ohne Mühe und Unkosten zu bekommen wäre, wenn ich nur Perdon erlangen und wieder auf freien Fuß gestellt werden könnte. Etliche alte und versuchte Soldaten lachten darüber und sagten: »Wer hangt, der langt; der gut Gesell gedenkt sich loszuschwätzen!« Aber der Obristleutenant selbst und andere die mich kannten, nahmen meine Reden an wie einen Glaubensartikul: Weswegen er selbsten zum Generalfeldzeugmeister gienge und demselben mein Vorgeben anbrachte, mit Erzählung vieles Dings, das er von mir zu sagen wußte: Weil dann nun der Graf hiebevor auch vom Jäger gehört hatte, ließe er mich vor ihn bringen und so lange meiner Band entledigen; der Graf hielte eben Tafel, als ich hinkame, und mein Obristleutenant erzählte ihm, als ich verwichenen Frühling mein erste Stund unter S. Jakobspforten zu Soest Schildwacht gestanden, sei unversehens ein starker Platzregen mit großem Donner und Sturmwind kommen, deswegen sich jedermann aus dem Feld und den Gärten in die Stadt salviert, und weil das Gedräng beides, von Laufenden und Reutenden ziemlich dick worden, hätte ich schon damals den Verstand gehabt, der Wacht ins Gewehr zu rufen, weil in solchem Geläuf eine Stadt am besten einzunehmen seie; »zuletzt« (sagte der Obristleutenant ferner) »kam ein altes Weib ganz tropfnaß daher, die sagte, eben als sie beim Jäger vorbeipassierte: ›Ja, ich hab dies Wetter schon wohl vierzehen Tag in meinem Rucken stecken gehabt!‹ Als der Jäger solches höret und eben einen Stecken in Händen hatte, schlug er sie damit übern Buckel und sagte: ›Du alte Hex, hast dus dann nicht ehe herauslassen können? hast du eben müssen warten, bis ich anfahe Schildwacht zu stehen?‹ Da ihm aber sein Offizier abwehrte, antwortet er: ›Es geschicht ihr recht, das alte Rabenaas hat schon vor vier Wochen gehört, daß jedermann nach einem guten Regen geschrieen; warum hat sie ihn den ehrlichen Leuten nicht ehe gegünnet? so wäre vielleicht Gerst und Hopfen besser geraten!‹« Worüber der Generalfeldzeugmeister, wiewohl er sonst ein ernsthafter Herr war, trefflich lachte: Ich aber gedachte: erzählt der Obristleutenant dem Grafen solche Narrnpossen, so hat er ihm gewißlich auch nicht verschwiegen, was ich sonst angestellt habe. Ich aber wurde vorgelassen.
Als mich nun