Ungekürztes Werk "Der Abentheuerliche Simplicissimus Teutsch" von Hans Jakob Christoph von Grimmelshausen (Seite 156)

Hierauf wollten sie viel Dings von mir wissen, vornehmlich wie es darin beschaffen wäre, und ob ich die Jungfrau samt dem schwarzen Hund auf dem eisernen Trog nicht gesehen hätte? Also daß ich ihnen, wenn ich nur aufschneiden wollen, seltsame Bären hätte anbinden können, aber ich sagte ihnen im geringsten nichts, auch nicht einmal, daß ich den köstlichen Schatz ausgehoben, sondern ritte meines Wegs in mein Quartier, und beschaute meinen Fund, der mich herzlich erfreute.

Das 13. Kapitel

Simplicii seltsame Grillen und Luftgebäu, auch wie er seinen Schatz verwahrt.

Diejenige, die wissen was das Geld gilt, und dahero solches vor ihren Gott halten, haben dessen nicht geringe Ursach; dann ist jemand in der Welt, der dessen Kräften und beinahe göttliche Tugenden erfahren hat, so bin ichs: Ich weiß, wie einem zumut ist, der dessen einen ziemlichen Vorrat hat; so hab ich auch nicht nur einmal erfahren, wie derjenige gesinnet sei, der keinen einigen Heller vermag. Ja ich dürfte mich vermessen zu erweisen, daß es alle Tugend- und Würkungen viel kräftiger hat und vermag, als alle Edelgestein; dann es vertreibt alle Melancholei, wie der Demant; es macht Lust und Beliebung zu den Studiis, wie der Smaragd, darum werden gemeiniglich mehr reicher als armer Leut Kinder Studenten; es nimmt hinweg Furchtsamkeit, macht den Menschen fröhlich und glückselig wie der Rubin; es ist dem Schlaf oft hinderlich, wie die Granaten; hingegen hat es auch eine große Kraft, die Ruhe und den Schlaf zu befördern, wie der Jazint; es stärket das Herz und machet den Menschen freudig, sittsam, frisch und mild, wie der Saphir und Amethyst; es vertreibet böse Träum, machet fröhlich, schärfet den Verstand, und so man mit jemand zankt, macht es daß man siegt, wie der Sardus, vornehmlich wenn man alsdann den Richter brav damit schmiert; es lescht aus die geile und unkeusche Begierden, sonderlich weil man schöne Weiber ums Geld kriegen kann. In Summa, es ist nicht auszusprechen, was das liebe Geld vermag, wie ich dann hiebevor in meinem »Schwarz und Weiß« etwas davon geschrieben, wenn mans nur recht zu brauchen und anzulegen weiß.

Was das meinige anbelangt, das ich damals beides, mit Rauben und Findung dieses Schatzes zuwegen gebracht, so hatte dasselbe ein seltsame Natur an sich; denn erstlich machte es mich hoffärtiger, als ich zuvor war, so gar, daß mich auch im Herzen darin verdrosse, daß ich nur Simplicius heißen sollte; es hindert mir den Schlaf, wie der Amethyst, denn ich lag manche Nacht und spekulierte, wie ich solches anlegen und noch mehr dazubekommen möchte. Es machte mich zu einem perfekten Rechenmeister, dann ich überschlug, was mein ungemünztes Silber und Gold wert sein möchte, summierte solches zu demjenigen, das ich hin und wieder verborgen und noch bei mir im Säckel hatte, und befand ohne die Edelgestein ein namhaftes Fazit! Es gab mir auch seine eigene angeborne Schalkheit und böse Natur zu versuchen, indem es mir das Sprüchwort (wo viel ist, begehrt man immer mehr) rechtschaffen auslegte und mich so geizig machte, daß mir jedermann hätte feind werden mögen. Ich bekam von

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