Ungekürztes Werk "Der Abentheuerliche Simplicissimus Teutsch" von Hans Jakob Christoph von Grimmelshausen (Seite 185)

halb gekocht in großer Eil verschlangen, und vorgaben, die Katz hätte es getan; aber der Erbsenzähler wollt es nit glauben, fieng derhalben die Katz, wog sie, und befand, daß sie mit Haut und Haar nicht so schwer war, als seine Kuttlen gewesen. Weil er dann so gar unverschämt handlete, als begehrte ich nit mehr an seiner Leute, sondern an gemeldter Studenten Tafel es koste auch was es wolle, zu essen, worbei es zwar etwas herrlicher hergieng, wurde mir aber wenig damit geholfen, dann alle Speisen die man uns fürsetzte waren nur halb gar, so unserm Kostherrn an zweien Orten zupaß kam, erstlich am Holz, so er gespart, und daß wir nit so viel verdauen konnten; überdas so dünkte mich, er zählte uns alle Mundvoll in Hals hinein, und kratzte sich hindern Ohren, wenn wir recht fütterten; sein Wein war ziemlich gewässert und nit der Art, die Däuung zu befördern; der Käs, den man am End jeder Mahlzeit aufstellte, war gemeinlich steinhart, die holländische Butter aber dermaßen versalzen daß keiner über ein Lot davon auf einen Imbiß genießen konnte; das Obst mußte man wohl so lang auf und ab tragen, bis es mürb, und zu essen tauglich war; wann dann etwan ein oder ander darauf stichelte, so fieng er einen erbärmlichen Hader mit seinem Weib an daß wirs hörten; heimlich aber befahl er ihr, sie sollte nur bei ihrer alten Geigen bleiben. Einsmals brachte ihm einer von seinen Klienten einen Hasen zur Verehrung, den sahe ich in der Speiskammer hangen und gedachte, wir würden einmal Wildpret essen dürfen; aber der teutsche Knecht sagte mir, daß er uns nicht an die Zähn brennen würde, dann sein Herr hätte den Kostgängern ausgedingt, daß er so keine Schnabelwaid speisen dürfte, ich sollte nur nachmittag auf den Alten Markt gehen und sehen, ob ich ihn nit dorten zu verkaufen finden würde: Darauf schnitte ich dem Hasen ein Stücklein vom Ohr, und als wir über dem Mittagimbiß saßen und unser Kostherr nicht bei uns war, erzählte ich, daß unser Geizhals ein Hasen zu verkaufen hätte, um den ich ihn zu betrügen gedächte, wenn mir einer aus ihnen folgen wollte, also daß wir nicht allein Kurzweil anrichten, sondern den Hasen selbst kriegen wollen; jeder sagte ja, denn sie hätten unserm Wirt gern vorlängst ein Schabernack angetan, dessen er sich nit beklagen dürfte. Also verfügten wir uns den Nachmittag an denjenigen Ort, den ich vom Knecht erlernt hatte, da unser Kostherr zu stehen pflegte, wenn er so etwas zu verkaufen hingab, um aufzupassen, was der Verkäufer lösete, damit er nicht etwan um ein Fettmönch betrogen würde. Wir sahen ihn bei vornehmen Leuten, mit denen er diskurierte; ich hatte einen Kerl angestellt, der gieng zu dem Hocken, der den Hasen verkaufen sollte, und sagte: »Landsmann, der Has ist mein, und ich nimm ihn als ein gestohlen Gut auf Recht hinweg; er ist mir heunt nacht von meinem Fenster hinweggefischt worden, und läßt du ihn nicht gutwillig folgen, so gehe ich auf deine Gefahr und Unrechtskosten mit dir hin, wo

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