Ungekürztes Werk "Der Abentheuerliche Simplicissimus Teutsch" von Hans Jakob Christoph von Grimmelshausen (Seite 189)

bald hinweg. Er hat auch seither sein Weib scheel angesehen und mit ihr viel ernstlicher gekollert als zuvor, so ich an dem Narrn mit Fleiß in acht genommen.« Der Doktor sagte: »Es sei geschehen aus was vor einer Ursach es wolle, so laß ich wohl gelten, daß die Sach so angestellt worden, daß Er hier bleiben muß; Er lasse sich aber das nicht irren, ich will Ihm schon wieder mit guter Gelegenheit nach Teutschland verhelfen; Er schreibe ihm nur, daß er den Schatz wohl beobachte, sonst werde er scharfe Rechenschaft darum geben müssen. Dies gibt mir einen Argwohn, daß es ein angestellter Handel sei, weil derjenige, so sich vor den Kreditor dargeben, Euers Kostherrn und seines hiesigen Korrespondenten sehr guter Freund ist, und ich will glauben, daß Ihr die Obligation, kraft deren er die Pferd angepackt und verkauft hat, jetzt erst mit Euch gebracht habt.«

Das 2. Kapitel

Simplicius bekommt einen bessern Kostherrn, als er zuvor einen gehabt.

Monsigneur Canard, so hieß mein neuer Herr, erbotte sich, mir mit Rat und Tat beholfen zu sein, damit ich des Meinigen zu Köln nicht verlustigt würde, dann er sahe wohl, daß ich traurig war. Sobald er mich in seine Wohnung brachte, begehrte er, ich wollte ihm erzählen, wie meine Sachen beschaffen wären, damit er sich drein finden, und Ratschläg ersinnen könnte wie mir am besten zu helfen seie. Ich gedachte wohl, daß ich nicht viel gülte, wenn ich mein Herkommen öffnen sollte, gab mich derhalben vor einen armen teutschen Edelmann aus, der weder Vatter noch Mutter, sondern nur noch etliche Verwandte in einer Festung hätte, darin schwedische Garnison läge. Welches ich aber vor meinem Kostherrn und beiden von Adel, als welche kaiserliche Partei hielten, verborgen halten müssen, damit sie das Meinige, als ein Gut so dem Feind zuständig, nit an sich zögen: Meine Meinung wäre, ich wollte an den Kommandanten bemeldter Festung schreiben, als unter dessen Regiment ich die Stell eines Fähnrichs hätte, und ihn nicht allein berichten, wasgestalten ich hieher praktiziert worden, sondern ihn auch bitten, daß er belieben wollte, sich des Meinigen habhaft zu machen, und solches, bis ich wieder Gelegenheit kriege, zum Regiment zu kommen, indessen meinen Freunden zuzustellen. Canard befand mein Vorhaben ratsam und versprach mir, die Schreiben an ihren Ort zu bestellen, und sollten sie gleich nach Mexiko oder in China lauten. Demnach verfertigte ich Schreiben an meine Liebste, an meinen Schwährvatter und an den Obristen de S. A., Kommandanten in L., an welchen ich auch das Kopert richtete und ihm die übrige beide beischlosse: Der Inhalt war, daß ich mit ehistem mich wieder einstellen wollte, da ich nur Mittel an die Hand kriegte, ein so weite Reis zu vollenden, und bat beides, meinen Schwäher und den Obristen, daß sie vermittels der Militiae das Meinige zu bekommen unterstehen wollten, ehe Gras darüber wachse, berichtete daneben, wieviel es an Gold, Silber und Kleinodien seie. Solche Brief verfertigte ich in duplo, ein Teil bestellt Monsigneur Canard, das ander gab ich auf die Post, damit wenn irgend das eine nicht überkäme,

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