Ungekürztes Werk "Der Abentheuerliche Simplicissimus Teutsch" von Hans Jakob Christoph von Grimmelshausen (Seite 230)
des Handels miteinander eins wurden, solches unter uns zu teilen und damit durchzugehen; als solches geschehen, persuadiert ich ihrer drei, daß sie mir halfen die andere vier totzuschießen, und nach solcher Verrichtung teilten wir das Geld, nämlich jedem 200 Gülden, damit marschierten wir gegen Westfalen; unterwegs überredt ich noch einen aus denselben dreien, daß er auch die zween übrige niederschießen half, und als wir das Geld abermal miteinander teilen sollten, erwürgte ich den letzten auch, und kam mit dem Geld glücklich nach Werle, allwo ich mich unterhalten ließe und mit diesem Geld ziemlich lustig machte.
Als solches auf die Neige gieng und ich ein als den andern Weg gern bankettiert hätte, zumaln viel von einem jungen Soldaten in Soest hörte rühmen, was treffliche Beuten und großen Namen er ihm damit machte, wurde ich angefrischt, ihm nachzufolgen; man nennete ihn wegen seiner grünen Kleidung den Jäger, derhalben ich auch eins machen ließe, und stahl auf ihn in seinen und unsern eignen Quartieren, mit Verübung sonst allerhand Exorbitantien dermaßen, daß uns beiden das Parteigehen niedergelegt werden wollte; jener zwar blieb daheim, ich aber mausete noch immerfort in seinem Namen, soviel ich konnte, also daß besagter Jäger um solcher Ursach willen mich auch herausfordern ließe; aber der Teufel hätte mit ihm fechten mögen, den er auch, wie mir gesagt wurde, in Haaren sitzen hatte; er würde mir meine Festigkeit schön aufgetan haben.
Doch konnte ich seiner List nicht entgehen, denn er praktizierte mich mit Hülf seines Knechts in eine Schäferei, samt meinem Kameraden, und wollte mich zwingen, ich sollte daselbst beim Mondenschein, in Gegenwart zweier leibhafter Teufel, die er als Sekundanten bei sich hatte, mit ihm raufen; weil ichs aber nicht tun wollte, zwangen sie mich zu der spöttlichsten Sach von der Welt, so mein Kamerad unter die Leute bracht, davon ich mich dergestalt schämte, daß ich von dort hinweg auf Lippstadt lieffe, und bei den Hessen Dienst nahm; verbliebe aber auch daselbst nicht lang, weil man mir nit traute, sondern trabte fürters in holländische Dienste, allwo ich zwar richtigere Bezahlung: aber einen langweiligen Krieg vor mein Humor fande, dann da wurden wir eingehalten wie die Mönche, und sollten züchtig leben als die Nonnen.
Weil ich mich dann nun weder unter Kaiserlich-, Schwedisch- noch Hessischen nicht mehr dorfte sehen lassen, ich hätte mich dann mutwillig in Gefahr geben wollen, indem ich bei allen dreien ausgerissen, zumal unter den Holländern nicht länger zu bleiben hatte, weil ich ein Mägdlein mit Gewalt entunehrt hatte, welches allem Ansehen nach in Bälde seinen Ausbruch nemmen würde, gedachte ich meine Zuflucht bei den Spanischen zu haben, der Hoffnung, von denselben heimzugehen, und zu sehen, was meine Eltern machten. Aber als ich solches ins Werk zu setzen ausgieng, wurde mir der Kompaß so verruckt, daß ich unversehens unter die Bayrische geriet; mit denselben marschierte ich unter den Merodebrüdern aus Westfalen bis ins Brißgäu, und ernährte mich mit Spielen und Stehlen; hatte ich etwas, so lag ich bei Tags damit auf dem Spielplatz, und bei Nacht bei den Marketentern, hatte ich aber nichts,