Ungekürztes Werk "Der Abentheuerliche Simplicissimus Teutsch" von Hans Jakob Christoph von Grimmelshausen (Seite 255)

der Hexenmeister dann 10 Reichstaler zur Verehrung bekam.

Diesen Schwarzkünstler hätte ich gern gesehen und mit ihm konferiert, es mochte aber, wie ich davorhielte, ohne Schmälerung meines Ansehens (dann ich dünkte mich damals keine Sau sein) nit geschehen; derhalben stellte ich meinen Knecht an, mit ihm denselben Abend zu saufen, weil ich vernommen, daß er ein Ausbund eines Weinbeißers sein sollte, um zu sehen, ob ich vielleicht hierdurch mit ihm in Kundschaft kommen möchte, dann es wurden mir so viel seltsame Sachen von ihm erzählt, die ich nit glauben konnte, ich hätte sie dann selbst von ihm vernommen; ich verkleidete mich wie ein Landfahrer, der Salben feilhat, setzte mich zu ihm an Tisch und wollte vernehmen, ob er erraten oder ihm der Teufel eingeben würde, wer ich wäre? aber ich konnte nit das geringste an ihm spüren, dann er soff immer hin, und hielte mich vor einen, wie meine Kleider anzeigten, also daß er mir auch etliche Gläser zubrachte und doch meinen Knecht höher als mich respektierte; demselben erzählte er vertraulich, wann derjenige so den Schweizer bestohlen, nur das geringste davon in ein fließend Wasser geworfen, und also dem leichgen Teufel auch Partem geben hätte, so wäre unmüglich gewesen, weder den Dieb zu nennen, noch das Verlorne wieder zur Hand zu bringen.

Diese närrische Possen hörte ich an und verwundert mich, daß der heimtückische und tausendlistige Feind den armen Menschen durch so geringe Sachen in seine Klauen bringt. Ich konnte leicht ermessen, daß dieses Stücklein ein Teil des Pakts sei, den er mit dem Teufel getroffen, und konnte wohl bedenken, daß solche Kunst den Dieb nichts helfen würde, wenn ein anderer Teufelsbanner geholt würde, den Diebstahl zu offenbaren, in dessen Pakt diese Klausul nicht stünde; befohl demnach meinem Knecht (welcher ärger stehlen konnte als ein Böhm) daß er ihn gar vollsaufen, und ihm hernach seine zehen Reichstaler stehlen, alsobalden aber ein paar Batzen davon in die Rench werfen sollte. Dies tät mein Kerl gar fleißig; als nun der Teufelsbanner am Morgen frühe sein Geld mangelte, begab er sich gegen der wüsten Rench in einen Busch, ohne Zweifel seinen Spiritum familiarem deswegen zu besprechen; er wurde aber so übel abgefertigt, daß er mit einem blauen und zerkratzten Angesicht wieder zurückkam; weswegen mich dann der arme alte Schelm dergestalt daurte, daß ich ihm sein Geld wiedergeben, und dabei sagen ließe, weil er nunmehr sähe, was vor ein betrüglicher böser Gast der Teufel seie, könnte er hinfort dessen Dienst und Gesellschaft wohl aufkünden, und sich wieder zu Gott bekehren. Aber solche Vermahnung bekam mir wie dem Hund das Gras, dann ich hatte von dieser Zeit an weder Glück noch Stern mehr, maßen mir gleich hernach meine schöne Pferd durch Zauberei hinfielen? und zwar was hätte davor sein sollen? ich lebte gottlos wie ein Epikurer, und befohl das Meinige niemal in Gottes Schutz; warum hätte sich dann dieser Zauberer nicht wiederum an mir sollen rächen können?

Das 7. Kapitel

Herzbruder stirbt, und Simplicius fängt wieder an zu buhlen.

Der Sauerbrunnen schlug mir je länger je besser zu,

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