Ungekürztes Werk "Der Abentheuerliche Simplicissimus Teutsch" von Hans Jakob Christoph von Grimmelshausen (Seite 303)

possierliche Veränderung, als sich Simplicius in seiner Festung enthielte.

Das 26. Kapitel

Nachdem Simplicius mit seinen Belägerern akkordiert, kommen seine Gäst wieder zu ihrer Vernunft.

Das 27. Kapitel

Beschluß dieses ganzen Werk, und Abscheid der Holländer.

Beschluß

Continuatio

des abenteuerlichen

Simplicissimi

oder

Der Schluss desselben

O wunderbares Tun! O unbeständigs Stehen,

wann einer wähnt er steh, so muß er fürter gehen,

O schlüpferigster Stand! dem vor vermeinte Ruh

Schnell und zugleich der Fall sich nähert zu,

Gleichwie der Tod selbst tut; was solch hinflüchtig Wesen,

Mir habe zugefügt, wird hierinnen gelesen;

Woraus zu sehen ist, daß Unbeständigkeit

Allein beständig sei, immer in Freud und Leid.

Das 1. Kapitel

Ist eine kleine Vorrede und kurze Erzählung, wie dem neuen Einsiedler sein Stand zuschlug.

Wann ihm jemand einbildet, ich erzähle nur darum meinen Lebenslauf, damit ich einem und anderem die Zeit kürzen, oder wie die Schalksnarrn und Possenreißer zu tun pflegen, die Leut zum Lachen bewegen möchte, so findet sich derselbe weit betrogen! dann viel Lachen ist mir selbst ein Eckel, und wer die edle, ohnwiederbringliche Zeit vergeblich hinstreichen läßt, der verschwendet diejenige göttliche Gab ohnnützlich, die uns verliehen wird, unserer Seelen Heil in und vermittelst derselbigen zu würken; warum sollte ich dann zu solcher eitelen Torheit verholfen, und ohne Ursach vergebens anderer Leut kurzweiliger Rat sein? Gleichsam als ob ich nicht wüßte, daß ich mich hierdurch fremder Sünden teilhaftig machte; mein lieber Leser, ich bedünke mich gleichwohl zu solcher Profession um etwas zu gut zu sein; wer derowegen einen Narren haben will, der kauft ihm zween, so hat er einen zum besten; daß ich aber zuzeiten etwas possierlich aufziehe, geschiehet der Zärtling halber, die keine heilsame Pillulen können verschlucken, sie seien dann zuvor überzuckert und vergüldt; geschweige, daß auch etwan die allergravitätischte Männer, wann sie lauter ernstliche Schriften lesen sollen, das Buch ehender hinwegzulegen pflegen, als ein anders, das bei ihnen bisweilen ein kleines Lächlen herauspresset. Ich möchte vielleicht auch beschuldigt werden, ob gienge ich zuviel satyrice drein; dessen bin ich aber gar nicht zu verdenken, weil männiglich lieber gedultet, daß die allgemeine Laster generaliter durchgehechlet und gestraft: als die eigne Untugenden freundlich korrigiert werden. So ist der theologische Stylus beim Herrn Omne (dem ich aber diese meine Histori erzähle) zu jetzigen Zeiten leider auch nicht so gar angenehm, daß ich mich dessen gebrauchen sollte; solches kann man an einem Marktschreier oder Quacksalber (welche sich selbst vornehme Ärzt, Okulisten, Brüch- und Steinschneider nennen, auch ihre gute pergamentine Brief und Siegel drüber haben) augenscheinlich abnehmen, wann er am offnen Markt mit seinem Hans Wurst oder Hans Supp auftritt und auf den ersten Schrei und phantastischen krummen Sprung seines Narren mehr Zulaufs und Anhörer bekommt, als der eiferigste Seelenhirt, der mit allen Glocken dreimal zusammenläuten lassen, seinen anvertrauten Schäflein ein fruchtbare heilsame Predig zu tun.

Dem sei nun wie ihm wolle, ich protestiere hiemit vor aller Welt, kein Schuld zu haben, wann sich jemand deswegen ärgert, daß ich den Simplicissimum auf diejenige Mode ausstaffiert, welche die Leut selbst erfordern, wann man ihnen etwas Nutzlichs beibringen will; läßt sich aber indessen ein und anderer der Hülsen genügen und achtet

Seiten